Der Trainer der 1. Mannschaft (3. Liga), Alessandro Cescato, stand dem Homepage-Team für ein Interview zur Verfügung.
Kommen wir bereits zum Eingemachten. Wer als Aussenstehender die Tabelle anschaut, der hat das Gefühl, dass der FC Glarus im sicheren Mittelfeld überwintert (12 Punkte Vorsprung auf den Strich, welcher den Abstieg in die 4. Liga bedeuten würde). Wer jedoch die Modalitäten zur Saison 2022/2023 liest, stellt schnell fest, dass aktuell auch der 11. Platzierte den Gang in die 4. Liga antreten muss, da zur Winterpause drei OFV-Teams aus der 2. Liga Interregional absteigen werden. Auf den 11. Platz hat der FC Glarus aktuell gerade mal drei Punkte Vorsprung. Ist den Verantwortlichen und den Spielern diese Situation bewusst, dass aktuell und somit auch höchstwahrscheinlich der 11. Platzierte den Gang in die 4. Liga antreten muss?
Wir haben die Vorrunde und auch die Möglichkeit, dass der zweitletzte den Gang in die 4. Liga antreten muss, in der Mannschaft besprochen. Uns ist deshalb bewusst das ein paar Punkte im Moment fehlen. Wir sind Anfang Saison, nach dem schwachen Start, nicht in Panik geraten und tun es jetzt auch nicht.
Bleiben wir noch ein wenig bei der Hinrunde: Mit nur 22 Strafpunkten ist der FC Glarus das zweitfairste Team in der Gruppe (nur der FC Sargans hat mit 20 Punkte noch weniger Strafpunkte gesammelt). Vor allem die gelben Karten wegen Meckern wurden komplett abgestellt. Gratulation. Wurde dies zu Beginn der Saison mit den Spielern thematisiert?
Ich verlange von jedem Spieler und vom gesamten Staff, dass man jedem Menschen, Schiedsrichter, Gegner mit Respekt entgegnet. Unsere 3. Liga-Schiedsrichter haben ohne Assistenten eine Aufgabe die herausfordernd ist. Das dabei die eine oder andere Entscheidung anders ausfällt, muss man akzeptieren und gehört dazu. Unsere Energie und Fokus gilt unserem Spiel und unserer Leistung, die wir beeinflussen können.
Zwischen dem 4. Spieltag und dem 10. Spieltag schoss der FC Glarus in allen sieben Spielen genau ein Tor (nicht mehr und nicht weniger). Dies genügte zu drei 1:0 Siegen, führte aber auch zu zwei knappen 1:2 Niederlagen. Das Sorgenkind ist der Angriff – darf man dies so nennen?
Wir haben nach den vielen Gegentoren in den ersten Spieltagen taktische Änderungen vornehmen müssen, die danach zu mehr Stabilität geführt haben. Ob nicht mehr oder weniger als ein Tor, wichtig war, das wir die Erkenntnisse erhalten haben, dass wir als Mannschaft mehr leisten müssen, die Unterstützung gegenseitig grösser sein muss sowie die individuellen krassen Fehler abstellen müssen und das Leiden auf dem Platz zu erfolgreichen Resultate führt. Unser Fokus in der ersten Jahreshälfte basierte auf andere Themen, ausserdem dürfen wir nicht vergessen, das zwei Spieler im Sommer den Verein verlassen haben, die für Tore gut waren und Spieler ausgefallen sind.
Es gab in der Hinrunde zwei Ausfälle, welche man als Fan zu bemerken schien: Marco Conte im Sturm und David Dovicak im Mittelfeld. Wie steht es um diese zwei Spieler. Kehren diese nun gesund zurück auf den Platz?
Marco hat das Mannschaftstraining im Oktober aufgenommen und arbeitet seit Januar hart an sein Comeback. Sein Ehrgeiz und Antrieb ist gross. Marco’s Körper reagiert bisher sehr gut auf die harten Trainingseinheiten. Er wird uns mit seiner Erfahrung ganz sicher im Angriff mehr Optionen bieten und für Tore gut sein. David ist, nachdem er uns in den ersten Spielen gefehlt hat, Ende Oktober wieder ausgefallen. Leider hat er sich über den Winter noch nicht ganz von der Verletzung erholt, ausserdem ist er krankheitshalber noch ausgefallen. Er hat daher im Moment noch Rückstand im Training.
Man sagt “die Tabelle lügt nie”. Gefühlt hat man aber als Fan zumindest das Gefühl, dass man vor Flums, Schmerikon, Balzers 2 und Rebstein platziert sein müsste. Besonders die beiden knappen Niederlagen gegen den FC Schmerikon (0:1) und FC Rebstein (1:2) schmerzten. Hätte man diese beiden Spiele gewonnen, so würde man nun vor den vier genannten Teams auf dem 5. Zwischenrang stehen. Habt ihr als Verantwortliche auch dieses Gefühl? Ist dies auch eure Einschätzung zur Situation?
Wir hätten auf jeden Fall den einen oder anderen Punkt mehr verdient gehabt, das glaube ich schon. Wir dürfen aber nicht vergessen wie wir im Sommer gestartet sind. Neuer Trainer-Staff mit neuen Ideen und einer neuen Philosophie die nicht auf kurzfristigen Erfolg basiert, Spieler haben den Verein gewechselt, welche die Mannschaft in den letzten Jahren geprägt haben. Es mussten einige neue, junge Spieler integriert werden. Auch erwähnen muss man das uns erfahrene Spieler in den ersten Spielen aufgrund von Verletzungen gefehlt haben.
Ganz speziell ist, dass der FC Glarus aktuell keinen Captain hat, sondern ein Captain Team von vier Personen (Gabriel, Kartal, Heinzer und Widmer), welche sich abwechseln. Wie ist eure Erfahrung damit?
Wir haben das im Sommer als «Experiment» angeschaut. Es musste zuerst eine Hirarchie entstehen die wir gemeinsam angehen wollten. Die vier Spieler zusammen mit der Mannschaft haben sich toll entwickelt. Ab der Rückrunde wird Senol Kartal das Captain-Amt übernehmen. Er ist mit seiner Einstellung, Trainingsfrequenz und Einsatz ein grosses Vorbild. Senol hat im ersten halben Jahr fussballerisch und menschlich einen grossen Schritt gemacht. Trotzdem bleiben die anderen drei Spieler wichtige Ansprechpartner für Staff und Mannschaft und unterstützen Senol.
Gibt es zur Rückrunde Neuzugänge oder Abgänge?
Neu werden Romano Böni (FC Weesen II), Domingo Baumhackl (FC Linth 04 II) und Marco Koch (FC Tuggen II) zum FC Glarus stossen. Die drei bringen die von mir gewünschte Einstellung zum Fussball mit und werden uns fussballerisch verstärken. Den Verein verlassen hat Eldon Bullaku (SC Siebnen). Arbest wird die Rückrunde in der 2. Mannschaft bestreiten. Nico ist seit zwei Wochen in der RS bis im Mai. Leider hat Elija den Rücktritt gegeben.
Wie sieht die Vorbereitung bis zum ersten Rückrunden-Spieltag am 25. März 2023 aus?
Nach einer Pause im November haben wir reduziert den Trainingsbetrieb im Dezember gestartet. Seit Mitte Januar arbeiten wir hart für die Rückrunde und führen einige Testspiele durch. Anfang März führen wir ein Trainingslager in der Südtürkei durch.
Was ist die Zielsetzung für die Rückrunde?
Wir bereiten uns so vor, dass wir von Anfang an konkurrenzfähig sein möchten. Punkte einfahren, damit wir Selbstvertrauen sammeln und das Tabellenende verlassen können.