Kaum ein Trainer hat den FC Glarus so geprägt wie Wolfgang Frank. Der Bundesligist FSV Mainz 05 hat ihm nun postum eine besondere Ehre erwiesen.

Wolfgang Frank war von 1984 bis zum Dezember 1988 Trainer des FC Glarus. Mit ihm als Spielertrainer gelang dem FC Glarus der erstmalige Aufstieg in die 1. Liga (Saison 1986/1987). Nur eine Saison später stiegen die Glarner sogar in die NLB auf und konnten sich dort vier Jahre halten. Bis zum vierten Spieltag der ersten NLB-Saison (1988/1989) des FC Glarus war Wolfgang Frank Spielertrainer, ehe eine schwere Beinverletzung seine Aktiv-Karriere beendete.

Bericht von swr.de von Achim Scheu

Trainingsgelände von Mainz 05 heißt jetzt “Wolfgang Frank Campus”

Er war eine prägende, wenn nicht sogar die prägende Trainerpersönlichkeit in der Vereinsgeschichte von Mainz 05: Wolfgang Frank. Ihm zu Ehren heißt das Trainingszentrum des Bundesligisten ab sofort “Wolfgang Frank Campus”.

“Er war der prägendste Trainer, den ich je hatte”, sagt beispielsweise Jürgen Klopp über Wolfgang Frank. Nicht nur der Welttrainer Jürgen Klopp, als Coach selbst Deutscher Meister, DFB-Pokal Sieger, Englischer Meister und Champions-League-Sieger und damit rein von der Anzahl der Titel sicherlich der Erfolgreichste, auch viele andere sprechen in diesem Tenor über Wolfgang Frank. Jürgen Kramny, Torsten Lieberknecht, Sven Demandt und viele andere waren Zweitligaspieler bei Mainz 05 in den 1990ern unter Frank und sind heute selbst Trainer, meist im Profifußball. Fragt man sie nach ihrem Vorbild, sagen alle: Wolfgang Frank!

Offizieller Name: Wolfgang Frank Campus am Bruchweg

In einer kleinen Feierstunde hinter der Haupttribüne, im Rücken des alten Bruchwegstadions, wurde das Trainingsgelände mit Nachwuchsleistungszentrum von Mainz 05 feierlich in “Wolfgang Frank Campus” umgetauft. Viele Ex-Spieler waren anwesend, erzählten zahlreiche Anekdoten über ihren Ex-Coach, der charakterlich sicher nicht immer ganz einfach war. Dennoch sagt 05-Sportvorstand Christian Heidel, der selbst 1995 Frank nach Mainz holte: “Ich finde es eine tolle Geste, dass dieses Gelände jetzt in “Wolfgang Frank Campus” umbenannt wird. Das ist doch das Großartige, dass ganz Mainz, dass ganz Mainz 05 Wolfgang Frank dafür würdigt. Es wird unser Anspruch sein, das alles hier noch weiter auszubauen.”

In den letzten 25 Jahren hat Mainz 05 in das Trainingsareal knapp 30 Millionen Euro investiert. Offiziell ist das Gelände immer noch eine Bezirkssportanlage der Stadt. Die Idee der “identitätsstiftenden Umbenennung”, wie Präsident Stefan Hofmann es nennt, kam den Mainzern vor gut zwei Jahren. Durch die Corona-Pandemie musste das Vorhaben immer wieder verschoben werden. “Die Wurzel der Erfolgsgeschichte der letzten 25 Jahre dieses Vereins ist Wolfgang Frank”, sagt Hofmann nun.

Vom alten Bruchweg zum hochmodernen Trainingszentrum

Als Wolfgang Frank 1995 nach Mainz kam, war das Bruchwegstadion ein für damalige Zeiten typisches Zweitligastadion. Ein Rasenplatz, eine alte Haupttribüne, eine notdürftig überdachte Gegengerade, hinter den Toren und der staubigen Laufbahn ein paar sandige Treppenstufen um den Platz – mehr nicht. Neben dem Stadion, bei Heimspielen kamen oft nicht mehr als 1.500 Zuschauer, ein holpriger Rasenplatz und ein Hartplatz für die Trainingseinheiten der Zweitligakicker. In den Kabinen ein paar Sitzbänke, eine Massageliege und ein altes Abkühlungsbecken, kaum größer als eine Badewanne.

Viererkette statt Libero

Mit Wolfgang Fran kam mehr Professionalität nach Mainz. Er forderte den Umbau der Kabinen und des Stadions, animierte die Vereinsführung groß zu denken. Er krempelte aber vor allem die Mannschaft um. Frank war Trainer eines Abstiegskandidaten, packte aber am Ende der Saison 1995/1996 den Klassenerhalt, weil er in der Winterpause im Trainingslager auf Zypern auf Viererkette umstellte, eine bis dahin in Deutschland weitestgehend unbekannte Spieltaktik. Auch Mainz 05 agierte bis dahin, wie alle Mannschaften, klassisch mit Libero, Vorstopper und Außenverteidigern. Frank stellte taktisch um, Mainz spielte ab sofort mit vier Defensivspielern auf einer Linie. “Ballorientierte Raumdeckung” und “Pressing” waren in Deutschland bis dato unbekannt. Frank brachte dem Team als erster Trainer in Deutschland eine bahnbrechende taktische Neuerung bei, die zuvor weitgehend unbekannt war. Eine riesengroße Umstellung für die eigenen Akteure, vor allem aber für die Gegner. Mainz 05 blieb in der Liga – auch dank der Viererkette.

Früher Tod mit 62 Jahren

Am 7. September 2013 starb Wolfgang Frank in Mainz an den Folgen eines Hirntumors. Auch nach seiner Trainerzeit bei den 05ern lebte er in großen Teilen in der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz. Die rasante Entwicklung des Vereins, vom Aufstieg 2004 über die Etablierung als ständiges Mitglied der Bundesliga seit 2009 oder den Neubau der Mainzer Arena vor den Toren der Stadt – alles Meilensteine für Mainz 05 – beobachtete er eher aus der Distanz. Wolfgang Frank war ein sehr wichtiger Mann der 05-Vereinsgeschichte. Die Umbennenung des Trainingszentrums in “Wolfgang Frank Campus am Bruchweg” ehrt jetzt eine der bedeutendsten Figuren der Klubhistorie.

Wolfgang Frank spielte als Profi 251 Mal in der Bundesliga, u.a. für den VfB Stuttgart. Zwischen 1995 und 1997 sowie 1998 und 2000 stand Frank an der Seitenlinie bei Mainz 05. Weitere Trainer-Stationen des gebürtigen Schwaben waren u.a. der MSV Duisburg, Kickers Offenbach und einige Clubs in der Schweiz.

Wolfgang Frank im Trikot des FC Glarus

Bericht von der Frankfurter Rundschau fr.de von Jan Christian Müller

Mainz 05 verneigt sich vor Wolfgang Frank

Campus trägt Namen des verstorbenen Ex-Coaches / Jürgen Klopp meldet sich per Video.

Bei Mainz 05 erinnern sie sich an ihre Wurzeln. Der Fußball-Bundesligist hat dem Zeitgeist widerstanden. Sein in den vergangenen zwei Jahrzehnten für fast 30 Millionen Euro ausgebautes Trainingszentrum am Bruchwegstadion heißt deshalb nicht „Jürgen-Klopp-Gelände“ nach dem berühmtesten Sohn der Stadt und des Klubs, sondern seit dieser Woche „Wolfgang-Frank-Campus“. Die Mainzer wollen diesen weiter ausbauen und die Geschäftsstelle integrieren. Die Planungen laufen seit fast zehn Jahren und wurden jetzt durch die Corona-Pandemie nochmals aufgehalten.

Frank, der vor acht Jahren im Alter von nur 62 Jahren an einem Gehirntumor verstarb, gilt als Begründer der Mainzer Spielidentität. Er führte die Nullfünfer 1995/96 als beste Rückrundenmannschaft vom letzten Platz der zweiten Liga zum Klassenerhalt, nachdem er erstmals in Deutschland die Viererkette eingeführt hatte. „Wolfgang Frank war der prägendste Trainer, den ich je hatte“, sagte Jürgen Klopp bei der feierlichen Namensgebung in einem Video. Im September 2013 hielt Klopp am Grab die Trauerrede. Vor dem Champions-League-Finale vier Monate zuvor im Wembleystadion gegen Bayern München hatte er seinem Mentor eine SMS geschickt: „Ohne Dich wäre ich nicht hier.“

Klubchef Stefan Hofmann sagte bei der Feierstunde: „Wolfgang Frank hatte die Vision, das Fachwissen und den Mut, der Mannschaft eine neue Idee des Fußballs einzuimpfen.“ Hofmann sprach von einer „identitätsstiftende Namensgebung“. Franks Ideen wurden Teil der Vereinskultur. Sportvorstand Christian Heidel unterstrich: „Bei allem, was bei Mainz 05 passiert, steckt immer ein Stückchen Wolfgang Frank drin.“

Das hob am Donnerstag auch der aktuelle Cheftrainer Bo Svensson hervor. Er sei schon „sehr enttäuscht“, dass das Trainingszentrum nicht in „Bo-Svensson-Campus“ umbenannt worden sei, witzelte der Däne vor dem Auswärtsspiel am Samstag bei der TSG Hoffenheim, ehe er hinzufügte, Franks Name beschreibe, „wofür wir hier stehen wollen, er hat den ersten Schritt gemacht, deshalb finde ich die Namensgebung sehr passend“.

Svensson wies aber auch warnend darauf hin, dass es „nicht so einfach“ sei, „unsere intensive Spielweise immer auf den Platz zu bringen. Denn sie fordert körperlich und mental sehr viel von den Spielern.“

Dafür stand seinerzeit auch der akribische Wolfgang Frank, noch ehe die Spiele überhaupt angepfiffen wurden. Seine Mannschaftssitzungen konnten sich herausfordernd in die Länge ziehen, ein Trainingslager auf Zypern zog sich über 24 Tage.