Vor etwas mehr als einem Jahr mussten wir an dieser Stelle den Tod von Fritz Künzli verkünden (22. Dezember 2019). Heute wäre Fritz Künzli 75 Jahre alt geworden.
Auch heute noch wird man auf den Fussballplätzen der Schweiz auf Fritz Künzli angesprochen, wenn jemand erfährt, dass man aus Glarus stammt. Schauen wir doch auf die glorreiche Karriere von “Fritz National” zurück, welcher seine Karriere in Glarus startete.

Der folgende Text stammt aus dem Buch “das goldene Buch des Schweizer Fussballs” (ISBN: 978-3-7245-2043-6):

Fritz Künzli gehört zu den besten Schweizer Torjägern aller Zeiten – vor allem im Club, beim FC Zürich, trug er viele und wichtige Tore zu insgesamt sechs Titeln bei. Mit der Nationalmannschaft erlebte er die WM 1966, traf aber weniger oft, dafür umso spektakulärer.

Es gibt selten Gelegenheiten, in denen sich ein Schweizer Fussballer auf Augenhöhe mit einem der ganz Grossen des Weltfussballs bewegt. Bei Fritz Künzli war das am 2. November 1969 im Berner Wankdorf-Stadion der Fall. Portugal war zu Gast, es ging um die WM-Qualifikation 1970 – und im Team des Gegners stand Eusebio da Silva Ferreira, einer der besten Stürmer aller Zeiten, der Portugal an der WM 1966 als Torschützenkönig mit seinen neun Toren zur Bronzemedaille geführt hatte. Eusebio brachte die Portugiesen auch in diesem Vergleich mit den Schweizern in Führung, doch in der 88. Minute glich die Schweiz aus, Torschütze: Fritz Künzli. Georges Perroud hatte in der Schlussphase einen langen Ball in den gegnerischen Strafraum geschlagen, Künzli nahm diesen direkt ab und schoss ihn in den Winkel. “Es war ein Tor der schöneren Sorte”, erinnerte sich der Glarner, der seine grossen Zeiten beim FC Zürich erleben durfte.

Der legendäre Präsident Edi Nägeli hatte ihn vom FC Glarus geholt, von dort, wo Künzli – in einer Wirtefamilie in Ennetbühls aufgewachsen – schon mit 15 Jahren mit einer Spezialbewilligung in der ersten Mannschaft mitspielte und mit den Glarnern in die 2. Liga aufstieg. 1963 wirkte er als 17-jähriger in einer regionalen 2.-Liga-Auswahl mit, die auf dem Letzigrund das Vorspiel zur Europacup-Paarung zwischen dem FC Zürich und Galatasaray Istanbul bestritt. Künzli fiel auf – und war kurz darauf ein Spieler des FCZ.

1. Mannschaft FC Glarus – 1961/1962 – mit Fritz Künzli

Als junger Angreifer war er sofort eine Nummer. er stürmte an der Seite des ehemaligen Bundesliga-Profis Klaus Stürmer und holte sich schon in der zweiten Saison mit dem FC Zürich das Double der Saison 1965/1966. Künzli wusste, wo das gegnerische Tor stand, er agil, schnell und abschlussstark,. Auch in seinem ersten Cupfinal reihte er sich am 11. April 1966 beim 2:0 gegen den Servette FC in die Reihe der Torschützen ein.
Die Cupfinals sollten seine Domäne bleiben, drei weitere Trophäen in diesem Wettbewerb sollten folgen, der wohl emotionalste im Jahr 1970, als gegen Schweizer Meister FC Basel nach einem 1:1 Künzli in der Verlängerung mit zwei Treffern die Entscheidung beinahe im Alleingang herbeiführte. Auch nach seinem Wechsel zum FC Winterthur stand er 1975 noch einmal im Endspiel – wieder gegen den FC Basel, diesmal allerdings mit dem besseren Ende, einem 2:1 in der Verlängerung für die Rot-Blauen.

In der Zeit auf der Schützenwiese verletzte er sich schwer, riss sich die Achillessehen und fiel längere Zeit aus. Drei Jahre lang wurde er nicht mehr für die Nationalmannschaft aufgeboten, für die er schon als 19-Jähriger debütiert hatte und mit der er zur WM 1966 nach England reiset. Als junger Akteur beikam er mit , wie die Schweizer unter ihrem Trainer Dr. Alfredo Foni den Rank nach der “Nacht on Sheffield” nicht finden konnten. Zweimal, gegen Deutschland und Argentinien, stürmte Fritz Künzli für die Schweiz – nach der WM bestritt er 33 Länderspiele ohne Unterbruch. Doch Künzli sollte nie wieder eine Endrunde mit der Schweiz erleben dürfen.
Auf dem Weg zur Europameisterschaft 1968 gelangen Künzli in sechs Gruppenspielen fünf Treffer – darunter ein spektakulärer Flugkopfball am 18. November 1967 vor über 53’000 Zuschauern im Berner Wankdorf-Stadion zur 2:1 Führung gegen Italien. Mit einem Foulpenalty Luigi Rivas glichen die Italiener aber noch zum 2:2 aus. Zur EM reichte das nicht, am Ende der Kampagne unterlag das Nationalteam sogar mit 1:2 auf Zypern.

Künzlis wahre Bühne war die Nationalliga A. 201 Tore hat ein insgesamt 313 Spielen in der höchsten Schweizer Liga erzielt, viermal wurde er Torschützenkönig, so oft wie kein anderer Fussballer in der Schweiz. Zu seinem zweiten Meistertitel mit dem FC Zürich 1967/1968 trug er 28 Saisontore bei – Künzli war der grosse Vollstrecker im Team des FC Zürich, neben Spielgestalter Köbi Kuhn und Rosario Martinelli eine der zentralen Figuren. Es war die Zeit der grossen Duelle zwischen dem FC Zürich und dem FC Basel, wobei die Zürcher meist in den Cupfinals das bessere Ende für sich behielten, in der Meisterschaft dann aber oft den Basler den Vorzug lassen mussten.
Nach seinem starken Auftritt im Cupfinal 1970 hatte Künzli auch Angebote aus dem Ausland erhalten – Girondins Bordeaux und 1860 München wollten den Topskorer aus der Schweiz verpflichten. Doch Präsident Edi Nägeli legte sein Veto ein – und das war beim FC Zürich Gesetz. Etwas widerwillig blieb Künzli dem FC Zürich treu.

Nach drei Jahren beim FC Winterthur wechselte er 1976 zu Lausanne-Sports. Dort gabs zwar keinen weiteren Titel mehr, doch immerhin ein Comeback in der Nationalmannschaft. Im November 1977 bestritt er sein letztes von 44 Länderspielen gegen Deutschland in Stuttgart (4:1 Niederlage). Während der drei Jahre im Waadtland bestritt er zwei kürzere Gastspiele in der NASL (North American Soccer League) und lief für die San Diego Jaws und für Houston Hurricane auf. Ganz zum Ende der Karriere kickte Fritz Künzli noch für eine Saison bei den Zürcher Young Fellows.
Danach stieg der schillernde Fussballer, einer der ersten Glamour-Stars seiner Zeit, für das Zürcher Hotel “Baur au Lac” in den Weinhandel ein und heiratete 1985 die Schweizer Entertainerin Monika Käln, mit der er trotzt zwischenzeitlicher Scheidung bis zu seinem Tod zusammenlebte.

Fritz Künzli
44 Länderspiele, 15 Tore (WM-Teilnahme 1966)

Vereinsstationen:
1955 – 1964 FC Glarus
1964 – 1973 FC Zürich
1973 – 1976 FC Winterthur
1976 – 1979 Lausanne-Sports
Dazwischen (1978) Gastspiele bei San Diego Jaws und Houston Hurricane in den USA
1980 – 1981 FC Young Fellows ZH

Erfolge:
Schweizer Meister: 1966 & 1968 (jeweils mit dem FC Zürich)
Schweizer Cupsieger: 1966, 1970, 1972, 1973 (alle mit dem FC Zürich)
Schweizer Torschützenkönig: 1967 (24 Tore), 1968 (28 Tore), 1970 (19 Tore), 1978 (21 Tore)
313 Spiele in der NLA, 201 Tore