Kurz vor 22 Uhr am 13. August 1988. Ein Moment, der in die mittlerweile 108-jährige Vereinsgeschichte des FC Glarus eingeht. Der kleine Provinzklub vom Land hat in der damaligen Nationalliga B soeben den grossen FC Basel in dessen eigenem Wohnzimmer, dem altehrwürdigen «Joggeli», mit 2:1 gebodigt.
Was heute unvorstellbar ist, wurde vor 32 Jahren Tatsache.
Der FC Glarus spielte gerade die erste Saison in der NLB (nach dem Aufstieg in der Saison 1987/88) und der FC Basel war in der selben Saison von der NLA in die NLB abgestiegen. Es war die 6. Spielrunde der NLB Saison 1988/89. Der FC Glarus hatte in den fünf Spielen zuvor drei Mal unentschieden gespielt (FC Winterthur, FC Chiasso, FC Baden) und zwei Mal knapp mit 0:1 verloren (SC Zug, FC Emmenbrücke).
Vor 4’300 Zuschauern empfing der grosse FC Basel den kleinen FC Glarus im altehrwürdigen St. Jakobspark.
Der FC Basel ging in der 37. Minute durch Ralph Thoma in Führung. In der 82. Minute konnte Peter Lötscher den Ausgleich für den FC Glarus erzielen. Lötscher war zuvor in der 63. Minute für Daniele Biasco eingewechselt worden. Das Siegtor schoss Georg Zug lediglich zwei Minuten vor Abpfiff. Zu diesem Zeitpunkt stand Glarus nur noch zu zehnt auf dem Platz. Der damalige Captain der NLB Mannschaft des FC Glarus und heutige Präsident (und Ehrenmitglied) Koni Gabriel sah in der 86. Minute Nach überhartem Einsteigen gegen einen Basler von Schiedsrichter Amherdt (von Beruf Priester) die gelb-rote Karte.
Die Sportinformation schrieb in ihrem Spielbericht: «Der Sieg der Glarner im grossen St.-Jakob-Stadion war nach 90 Minuten aufgrund ihrer kämpferischen Haltung und soliden Leistung in der Abwehr gar verdient, wenngleich er eingedenk der späten Tore glückhaft zustande kam».
«Gegen den FC Basel zu gewinnen, war wohl für die meisten unvorstellbar. Nun ist uns diese Sensation gelungen. Dieser Sieg wird mit Sicherheit in die Geschichte des FC Glarus eingehen», diktierte der Trainer Wolfgang Frank dem Reporter Angelo Umberg der Glarner-Nachrichten in den Notizblock.
Die Helden des FC Glarus waren:
Markus Jappert (Torwart), André Bär, Daniel Berger, Herbert Noser, Horst Thoma, Daniele Biasco (63. min Peter Lötscher), Koni Gabriel, Elmar Landolt, Antonio Paradiso (77. min Sven Zingraf), Gianni Di Renzo und Georg Zug.
Für den FC Glarus war dies der erste Sieg in der NLB (in der 6. Runde der NLB Gruppe Ost Saison 1988/1989).
Ende der 80er Jahre und während den 90er Jahren gab es im Spitzenfussball der Schweiz den so genannten Strich. In der NLA spielte im Herbst jeder der 12 Teams je zweimal gegen jeden anderen Gegner. Nach 22 Spieltagen wurde die Tabelle zweigeteilt. Die ersten acht Teams kämpften im Frühling in 14 weiteren Spielen (jeder gegen jeden) um den Meistertitel (die Punkte der ersten 22 Spiele wurden dabei halbiert), während die vier letztplatzierten in die Auf-, Abstiegsrunde gegen die ersten vier der jeweiligen NLB-Gruppe antreten mussten. In der NLB kam es ebenfalls per Ende Jahr nach 22 Spielen (jeder zweimal gegen jeden anderen Gegner) zur Zäsur. Der FC Glarus belegte nach 22 Spielen den letzten Platz (2 Siege, 4 Unentschieden, 16 Niederlagen / Torverhältnis: 19:58). Dies bedeutete, dass man im Frühling in der Abstiegsrunde anzutreten hatte.
Auf Grund der ungemütlichen Tabellenlage (Letzter der NLB-Ostgruppe) verpflichtete Glarus im November 1988 den Holländer Willy Scheepers. Der damals 27-jährige Libero sollte die Abwehr stabilisieren. Scheepers hatte seine Karriere beim PSV Eindhoven begonnen. Vom letzten Platz konnten sich die Glarner auch mit Scheepers nicht mehr lösen und wurden in die Abstiegsrunde verwiesen. Im Winter verliess der Baumeister des Glarner Fussballwunders, Wolfgang Frank, den Aufsteiger und wechselte zum NLA-Klub FC Aarau. Glarus gab seinen «Wundermann» trotz einem bis Ende Saison 1991/92 laufenden Vertrag frei. Die Saison hatte Frank noch als Spielertrainer begonnen, doch nach einem komplizierten Beinbruch im vierten Meisterschaftsspiel fungierte er nur noch als Trainer. Franks Nachfolger wurde Peter Stubbe. Der aus Bochum stammende Stubbe sah schon 1988 auf eine weltweite Tätigkeit zurück. Der als «Feuerwehrmann» bekannte Stubbe leistete ganze Arbeit, führte Glarus souverän durch die Abstiegsrunde, die es auf dem 1. Platz beendete.
In dieser Saison spielte der FC Glarus aber nicht nur gegen den FC Basel, sondern unter anderem auch gegen den FC Zürich, der damals auch zweitklassig war. Am 27.08.1988, also knapp zwei Wochen nach dem sensationellen Sieg gegen den FC Basel, verlor der FC Glarus im Letzigrund mit 1:7. Das Rückspiel gegen den FC Zürich konnte man am 20.11.1988 im Buchholz etwas ausgeglichener gestalten (1:2 Niederlage). Der FC Basel revanchierte sich im Rückspiel im Buchholz am 30.10.1988 mit einem 0:3.
Besonders gut in Erinnerung bleiben wird sicherlich auch die Abstiegsrunde der Saison 1988/89. Zum Auftakt verlor man zwar am 25.03.1989 mit 0:4 zu Hause im Buchholz gegen den FC Winterthur. Danach ritt man jedoch auf einer Erfolgswelle, was schlussendlich zum 1. Platz in der Abstiegsrunde führte. Somit war der Klassenerhalt in der NLB souverän gesichert.
Schlussendlich gehörte der FC Glarus vier Jahre lang der zweithöchsten Liga (der NLB) an. Erst in der Saison 1991/92 erfolgte der Abstieg in die 1. Liga.