Bericht von Paul Hösli (Südostschweiz Ausgabe Freitag 07. Juni 2024)

In der Saison 2010/11 ist der FC Glarus nach mehr als einem Jahrzehnt aus der 2. in die 3. Liga abgestiegen. Im Jubiläumsjahr 2012 kam es noch schlimmer, der 1912 gegründete Verein stieg sogar in die 4. Liga ab. 2019 folgte die langersehnte Rückkehr in die 3. Liga. Dort spielt Glarus noch immer, aber vielleicht nicht mehr lange. Nach einer fulminanten Rückrunde, Glarus gewann bis auf ein Spiel alle, klopft der Fussballverein aus dem Kantonshauptort nach 13 Jahren Abwesenheit wieder an die Türe der 2. Liga. Glarus hat noch zwei Spiele auszutragen und liegt derzeit zusammen mit Wängi punktgleich an der Tabellenspitze. Wir zeigen auf, was passieren muss, damit der Aufstieg gelingt.

Die Ausgangslage

Spannender könnte die Ausgangslage in der 3. Liga kaum sein. Zwei Spieltage vor Ende der Saison liegen der FC Glarus und der FC Wängi mit je 46 Punkten gemeinsam an der Tabellenspitze. Dies, da Glarus am Wochenende gegen Aadorf nur 1:1 unentschieden spielte, während Wängi am Dienstag in Münchwilen mit 2:1 gewann. Die Thurgauer konnten somit punktemässig zu Glarus aufschliessen und sind gar neuer Tabellenführer in der 3. Liga, Gruppe 4.

Am Sonntag trifft Glarus auswärts auf das viertplatzierte Sirnach, Wängi spielt am Samstag zu Hause gegen Neckertal-Degersheim, derzeit auf Tabellenrang fünf klassiert. Weder für Glarus noch für Wängi werden diese Partien zum Selbstläufer. Im letzten Meisterschaftsspiel der Saison empfängt dann Glarus im heimischen Buchholz ausgerechnet den FC Wängi.

Das passiert, wenn Glarus gegen Sirnach nicht gewinnt

Eigentlich nichts. Aber es gibt verschiedene Konstellationen, welche die Partie zwischen Wängi und Glarus beeinflussen. Gewinnt Wängi gegen Neckertal-Degersheim bei einer gleichzeitigen Niederlage von Glarus, wäre dies eine grosse Hypothek für die Glarner. Mindestens ein Punkt in Sirnach wäre für Glarus eminent wichtig.

Würde Wängi gegen Neckertal-Degersheim verlieren und Glarus gegen Sirnach einen Punkt holen oder gewinnen, würde dem FCG im letzten Spiel ein Unentschieden zum Aufstieg reichen. Holt Wängi einen Punkt gegen Neckertal-Degersheim, ändert sich an der Ausgangslage nichts, egal, wie die Glarner spielen. Dasselbe gilt natürlich auch, falls beide Teams verlieren sollten oder unentschieden spielen. Der Aufsteiger würde am letzten Spieltag bestimmt. Glarus müsste aber voraussichtlich gewinnen.

Was bei Punktgleichheit über den Aufstieg entscheidet

Haben am Ende der Saison Glarus und Wängi gleich viele Punkte, entscheiden die Strafpunkte. Diese bekommen die Mannschaften für Gelbe oder Rote Karten. Auch undiszipliniertes Verhalten von der Bank kann für Strafpunkte sorgen. Hier hat Wängi gegenüber Glarus momentan die Nase vorn. Wängi hat 35 Strafpunkte, Glarus deren 43. Acht Strafpunkte Differenz bei noch zwei ausstehenden Spielen ist eigentlich ein komfortables Polster, kann sich aber schnell ändern. Eine Rote Karte und schon wendet sich das Blatt. Für Glarus gilt also in den kommenden beiden Partien, die Nerven behalten und möglichst keine Strafpunkte sammeln. Gleichzeitig aber darauf hoffen, dass Wängi solche bekommt.

Sollten am Ende der Saison beide Teams auch gleich viele Strafpunkte aufweisen, entscheidet die bessere Tordifferenz. Momentan hat Wängi +43, Glarus +40. Falls diese ebenfalls gleich sein sollte, die grössere Zahl der erzielten Tore (Wängi 67, Glarus 60). Dann würde die Tordifferenz aus den direkten Begegnungen zählen, und falls diese auch gleich sein sollte, entscheidet die Zahl der auswärts erzielten Tore über alle Meisterschaftsspiele gesehen.

Dann steigt der FC Glarus definitiv auf

Das Positive ist, der FC Glarus kann den Aufstieg noch aus eigener Kraft schaffen. Gewinnen die Stadtglarner die Spiele in Sirnach und dann am 15. Juni zu Hause gegen Wängi, sind sie definitiv aufgestiegen. Dasselbe gilt jedoch auch für den FC Wängi, wenn er die beiden letzten Spiele siegreich gestalten kann.

Was den Glarnern allenfalls in die Karten spielen könnte, ist, dass zwischen Sirnach und Wängi eine grosse Rivalität herrscht. Die Dörfer liegen nur sieben Kilometer voneinander entfernt. Will Sirnach wirklich, dass der grosse Rivale aus der Region aufsteigt? «Grundsätzlich interessieren uns die anderen Mannschaften nicht und wir schauen nur auf uns. Unser Ziel war der Aufstieg und dieses haben wir verfehlt», sagt Sirnach-Präsident Daniel Räss. Er ergänzt: «Uns spielt es keine Rolle, ob Glarus oder Wängi aufsteigt. Falls es Wängi nicht sein sollte, freuen wir uns auf die Derbys in der nächsten Saison.»

Wann das letzte Spiel keine Bedeutung mehr hat

Derzeit spricht vieles für den grossen Aufstiegsshowdown am 15. Juni um 18 Uhr im Glarner Buchholz. Zu diesem würde es höchstens dann nicht kommen, wenn Glarus gegen Sirnach verliert und Wängi gegen Neckertal-Degersheim gewinnt und keine oder wenig Strafpunkte kassiert. Dann wäre Wängi bei einem strafenfreien Spiel gegen Glarus der Aufsteiger, den Glarnern würde selbst ein 10:0-Sieg nichts mehr bringen. «Es wäre toll, wenn wir im letzten Spieltag gegen Wängi noch um den Aufstieg spielen und unseren Zuschauerinnen und Zuschauern im Buchholz ein spannendes Spiel liefern könnten. Egal, wie es dann letztlich ausgeht», so die Hoffnung von FCG-Präsident Koni Gabriel.