Bericht von Paul Hösli (Südostschweiz) vom Freitag 24. Mai 2024
Sieben Spiele, sieben Siege, Tabellenführer. Der FC Glarus bestreitet bisher eine makellose Rückrunde in der 3. Liga. Der Aufstieg rückt näher, für Präsident Koni Gabriel ist der aber noch lange nicht eingetütet.
Der FC Glarus schreitet mit grossen Schritten in Richtung 2. Liga. In der Rückrunde hat das Team von Trainer Alessandro Cescato sieben Spiele bestritten. Die eindrückliche Bilanz: 7 Siege, 34 Tore, 3 Gegentore. Am Dienstag hat Glarus die zweite Mannschaft des FC Linth 04 gleich mit 7:1 abgefertigt. Da Wängi, der grösste Rivale im Aufstiegsrennen, am Wochenende im Lokalderby gegen Sirnach mit 3:5 verloren hat, liegt der Fussballklub aus dem Kantonshauptort vier Runden vor Schluss mit zwei Punkten Vorsprung in der 3. Liga an der Tabellenspitze.
In der letzten Runde könnte es gegen Wängi zu einem Aufstiegsshowdown kommen. FC-Glarus-Präsident Koni Gabriel blickt auf die restlichen Spiele und sagt, was er nun von der Mannschaft erwartet.
Koni Gabriel, die Rechnung ist einfach: Gewinnt der FC Glarus die restlichen Spiele, steht der Aufstieg fest.
Stimmt, rechnerisch ist das einfach.
Aber?
Wenn wir die Partie am Samstag in Uznach verlieren, sind wir bereits wieder in einer schlechteren Ausgangslage. Wir müssen von Spiel zu Spiel schauen – und die Partie in Uznach wird verdammt hart.
Nicht nur Uznach, der FC Glarus hat auf dem Papier das schwierigere Restprogramm als Verfolger Wängi. Vor- oder Nachteil?
Jetzt kommen die harten Gegner auf uns zu, erstmals wie erwähnt Uznach am Wochenende. Gegen Aadorf haben wir in der Vorrunde 0:3 verloren, Sirnach hat am Wochenende Wängi 5:3 geschlagen und dann eben noch Wängi. Letztlich spielen die Gegner aber keine Rolle, wir haben sieben Mal in Folge gewonnen, das gibt Selbstvertrauen. Jedes Spiel in der Rückrunde wurde vom Niveau her schwieriger und die Mannschaft ist daran gewachsen. Wir schauen aber noch nicht auf die restlichen Spiele, im Fokus steht nun Uznach am Samstag.
Da wird es sich zeigen, ob die Mannschaft bereit ist.
So ist es. Das wird eine Bewährungsprobe und wir werden sehen, ob die Mannschaft so weit ist. Bis jetzt konnten wir in dieser Rückrunde eigentlich nur verlieren. Ohne die bisherigen Gegner schlechtzureden, wenn man vorne mitspielen will, muss man diese Spiele gewinnen.
Sie haben es angesprochen, Glarus spielt eine fantastische Rückrunde. Von einer solchen Serie kann man eigentlich nur träumen. Wie lautet das Erfolgsrezept?
Adrian Gössi kehrte zum Beispiel aus einer Verletzung zurück. Der Neuzugang Perry Gamba hat uns fünf Spiele weitergebracht. Da gibt es aber noch weitere Namen, letztlich haben wir eine tolle Vorbereitung bestritten und konnten uns steigern.
Die erwähnten Spieler Gössi und vor allem Gamba mit Schien- und Wadenbeinbruch fallen verletzt aus. Wie schwer wiegen diese Ausfälle?
Der Ausfall speziell von Gamba schmerzt ungemein. Seine physische Präsenz und die Routine fehlen uns. Auch Adrian Gössi vermissen wir, die beiden bildeten unsere Flügelzange.
Solche Ausfälle eröffnen aber auch immer wieder anderen Spielern die Chance, sich zu beweisen.
Genau, wie etwa der junge Rouven Dubacher, ein eigener FCG-Junior. Er und weitere Spieler füllen diese Lücken, wir benötigen aber die ganze Mannschaft, um erfolgreich zu spielen.
Sieben Spiele in Serie gewonnen zu haben, kann Druck erzeugen oder eine Mannschaft gar belasten. Wie sehen Sie das?
Ich unterscheide hier zwischen Verein und Mannschaft. Der Verein ist angespannt, natürlich will man jedes Spiel gewinnen. Dennoch haben wir eine gewisse Gelassenheit und bereiten uns bereits auf die nächste Saison vor – egal ob in der 2. oder 3. Liga. Es wird sich auf Vereinsebene nichts verändern. Letztlich nehmen wir es so, wie es kommt.
Und die Mannschaft?
Entweder wächst ein Akteur am Druck oder geht unter. Wenn man im Leben etwas erreichen will, muss man mit Druck umgehen können. Es gibt Spieler, die motivieren diese Situationen, andere belastet es eher. Das wird sich nun zeigen.
Eine Mannschaft will immer aufsteigen, auch Sie haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass Sie mit Glarus in die 2. Liga wollen. Wie wichtig ist der Aufstieg für den Verein?
Der Aufstieg ist unser Ziel, der Verein muss dafür aber auch bereit sein. Und das sind wir. Es gibt Vereine in der Region, die waren es offensichtlich nicht.
Sie sprechen den FC Weesen an.
Ja. Alles lief super und plötzlich waren sie in der 1. Liga. Sie konnten zwar lange Zeit mithalten, stiegen letztlich aber ab und werden nun sogar in die 2. Liga durchgereicht.
Ein Szenario, das man beim FC Glarus kennt. Glarus stieg einst von der 2. Liga interregional bis in die 4. Liga ab. Hat man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt?
Die Strukturen stimmen für die 2. Liga. Uns ist wichtig, dass wir mit Spielern aus der Region spielen. Spieler, die zu uns passen, das ist unsere Ausrichtung. Klar, die Zeit in der ehemaligen Nationalliga B war sensationell, aber sie hat einen riesigen Schuldenberg hinterlassen. Uns ist es wichtig, diese Fehler nicht mehr zu begehen und in erster Linie als Verein solid aufgestellt zu sein. Mit möglichst vielen Spielern aus der eigenen Juniorenabteilung.
Sie wollen eine regionale Identität schaffen.
Ganz genau. Dann besuchen auch eher Menschen die Spiele, da sie die Spieler kennen.
Nochmals zurück zum Sportlichen. Es könnte durchaus sein, dass es am letzten Spieltag mit dem Heimspiel gegen Wängi zu einem veritablen Aufstiegsshowdown kommt.
Das wäre toll, wenn wir im letzten Spieltag gegen Wängi noch um den Aufstieg spielen und unseren Zuschauerinnen und Zuschauern im Buchholz ein spannendes Spiel liefern könnten. Egal, wie es dann letztlich ausgeht.
Gegen einen vorzeitigen Aufstieg hätten Sie aber vermutlich nichts einzuwenden?
(lacht) Nein, damit könnte ich sehr gut leben.