Bericht von Ruedi Gubser (Südostschweiz / Ausgabe vom 30. Juni 2022)

Von frostigen Beziehungen und einem zu frühen Pfiff

Der Glarner Kantonal-Fussballverband ist 75 Jahre alt. Diesen Geburtstag feierte er mit Fussball und einem Gala-Abend. Dort erhielten die Gäste einen Einblick in die Geschichte des kleinen Verbandes.

Fröhliches Jubiläum: Ehrenpräsident Heinrich Dürst, die Regierungsräte Andrea Bettiga und Markus Heer, Moderatorin Mirjam Jäger, Stephan Häuselmann (Präsident OFV) und Hanspeter Blunschi (Präsident GKFV, von links) feiern 75 Jahre Glarner Kantonal-Fussballverband. Bild Martin C. Mächler

Klein, aber fein. So kann man den Glarner Kantonal-Fussballverband (GKFV) umschreiben. Mit fünf Vereinen ist er der kleinste Verband im Einzugsgebiet des übergeordneten Ostschweizer Fussballverbandes (OFV), hat aber in seiner 75-jährigen Geschichte feine Erfolge feiern können und «feine» Fussballer hervorgebracht. Wie viel der kantonale Fussballverband und wie viel die einzelnen Vereine oder Spieler zu diesen Erfolgen beigetragen haben, darüber lässt sich diskutieren – wie vielleicht auch über die Daseinsberechtigung eines derart kleinen Verbandes. Das thematisierte am Jubiläumsanlass sogar Ehrenpräsident Heinrich Dürst in seinem Rückblick auf die Verbandsgeschichte. «Warum wurde ein so kleiner Verband überhaupt gegründet», fragte er in die Runde, um die Antwort gleich selbst nachzuliefern: «Sport-Toto-Gelder sind nur an Verbände ausbezahlt worden, nicht aber an Vereine.» Die Nachwuchsarbeit, die lange alleine in der Obhut des GKFV lag, ist ein weiterer Grund für die Berechtigung des Verbandes. Heute führt er in diesem Bereich allerdings nur noch eine Kontrollfunktion aus.

Einmal mit acht Teams

Gegründet wurde der Verband 1947 mit den Vereinen Glarus, Niederurnen, Näfels, Netstal, Bilten, Schwanden und Rüti. 1977 stiess der DFC Niederurnen, allerdings nur für ein Jahr, zum Verband, was zum Höchststand von acht Mannschaften führte. 2001 verlor der Verband den FC Bilten, der mit Weesen fusionierte, und 2004 schlossen sich Niederurnen und Näfels zum FC Linth 04 zusammen, was die Verbandsgrösse auf fünf Vereine schrumpfen liess. In diesen Klubs spielen heute 550 Erwachsene und 772 Junioren.

Daseinsberechtigung hin, Daseinsberechtigung her. Eines ist klar: Wäre der Glarner Kantonal-Fussballverband nicht gegründet worden, hätte es am vergangenen Samstag kein Jubiläumsfest gegeben mit einem Freundschaftsspiel zwischen einer Glarner Auswahl und einer U16/U18-Auswahl des FC St. Gallen im Buchholz (die St. Galler siegten 7: 1) und einem Gala-Abend im Restaurant «Schützenhaus» in Glarus (da gab es nur Gewinner).

Manch ein Fehlentscheid

Im «Schützenhaus» konnte der aktuelle Präsident des GKFV, Hanspeter Blunschi, auch die Regierungsräte Markus Heer und Andrea Bettiga sowie den Präsidenten des Ostschweizer Fussballverbandes, Stephan Häuselmann, begrüssen. Moderatorin Mirjam Jäger, die durchs Programm führte, lieferte dem Glarner Sportminister und ehemaligen Schiedsrichter Heer gleich zu Beginn einen Steilpass, als sie fragte, ob er als Ref auch Fehlentscheide getroffen habe. «Ja selbstverständlich, sonst wäre ich auf dem Weg nach Katar», lautete seine Antwort.

Zoff mit dem OFV

In seine regierungsrätliche Grussbotschaft, in der er feststellte, dass der Regionalfussball auf gutem Weg sei, band Heer auch verschiedene Erinnerungen an seine Fehlentscheide mit ein. So habe er einmal ein 4.-Liga-Spiel zehn Minuten zu früh abgepfiffen und ein andermal nicht bemerkt, dass der Penaltypunkt nur neun statt elf Meter vom Tor entfernt war. «Weil die benachteiligte Mannschaft aber so klar unterlag, hat sie auf einen Rekurs verzichtet», erzählte Heer. Erinnerungen seien auch stets mit Emotionen verbunden, und der Fussball biete unzählige Emotionen, so Heer weiter.

Emotional ging es bestimmt auch bei den Differenzen zwischen dem Ostschweizer Fussballverband und dem GKFV zu und her, als die Glarner sich einen Wechsel vom OFV wünschten und dieser Wunsch von den Delegierten auch erfüllt wurde. Den Verantwortlichen im OFV passte dies gar nicht in den Kram, und sie liessen ein Jahr später die Abstimmung wiederholen. Diesmal entschieden die Delegierten für einen Verbleib der Glarner Vereine beim OFV. «Das hat einige Jahre für eine frostige Beziehung gesorgt», erinnert sich Dürst. Von diesem Zwist war am Samstagabend nichts mehr zu spüren, und OFV-Präsident Stephan Häuselmann überbrachte Hanspeter Blunschi neben den besten Glückwünschen einen Check in der Höhe von 1500 Franken.

DV im Glarnerland

Häuselmann darf bald wieder ins Glarnerland reisen. Am 17. September findet in der Mehrzweckhalle in Niederurnen die Delegiertenversammlung des OFV statt. Eine Ablösung der Glarner Vereine vom OFV wird dann bestimmt kein Thema mehr sein.