In wenigen Tagen werden die neuen Gruppeneinteilungen und Spielpläne zur Saison 2022/2023 präsentiert. Aber wie entstehen eigentlich die Gruppeneinteilungen und Spielpläne?
Bericht von Patrick Forrer (OFV-Info Saison 2021/2022 Ausgabe 1):
Viele Spielerinnen und Spieler einer Mannschaft kennen den Spielplan ihres Teams fast auswendig. Nächstes Wochenende: Heimspiel gegen Chur 97! Übernächstes Wochenende dann: Auswärtsspiel auf dem Kolbenstein in Montlingen! Damit ein solcher Spielplan jedoch erst einmal entstehen kann, braucht es die verschiedensten Vorbereitungen, welche jeweils früh beginnen. Ende April läuft im Normalfall nicht nur die Rückrunde an, sondern es ist auch der Zeitpunkt, an dem die Vereine zum ersten Mal angeschrieben werden. Vorgängig geht es darum ihnen mitzuteilen, bis wann allfällige Aufstiegsverzichte eingereicht werden müssen. Im Anschluss an diese Anfrage bekommen sämtliche Vereine die individuellen Unterlagen für die Teammeldungen. Gleichzeitig können die Clubs auch Wünsche bezüglich Spieldaten angeben. Sobald alles beim OFV eingegangen ist, beginnt die grosse Arbeit der Gestaltung des Spielplans.
ZUERST GRUPPEN, DANN SPIELE
Als erstes braucht es eine Auslegeordnung über sämtliche Kategorien und Mannschaften. Stefan Tanner, Präsident der Wettspielkommission, erklärt das Prozedere: «Die Gruppeneinteilungen werden nach sportlichen und geografischen Kriterien erstellt. Wir versuchen die Gruppen so ausgewogen wie möglich zu gestalten. Dies ist aufgrund der grossen Fläche unseres Verbandsgebietes eine Herkulesaufgabe und nicht immer zur vollen Zufriedenheit von allen Vereinen möglich.» Wenn die entsprechenden Gruppen erstellt sind, beginnt die Arbeit am Spielplan. Zuerst werden die Spielrunden für die einzelnen Ligen bestimmt. Pro Gruppe wird der Spielplan einzeln erstellt, mit Berücksichtigung der Wunschdaten der Vereine. Dabei erhält jedes Team in jeder Gruppe eine Nummer, welche bestimmt, ob mit einem Heim- oder einem Auswärtsspiel in die Meisterschaft gestartet wird. Das Prozedere wird «händisch» durchgeführt, da es bislang noch kein Computerprogramm gibt, welches mit den individuellen Wünschen der Vereine, den unzähligen Kombinationen der Spielrunden und den Varianten der verschiedenen Spieltermine klar kommt. Die ausführenden Personen sind teilweise schon seit Jahrzehnten dabei, da versteht es sich von selbst, dass eine geballte Packung Routine vorhanden ist. Der Ablauf ist im Kopf schon tausendfach durchgespielt worden, so dass auch neue Herausforderungen meist positiv gemeistert werden können. In normalen Jahren dauert die Spielplanerstellung für sämtliche Gruppen rund zwei bis drei Wochen.
NICHT JEDER WUNSCH ERFÜLLBAR
Die Herausforderungen beziehen sich vor allem auf Vereine, welche die Sportanlage mit anderen Sportarten teilen. Hierfür eine vollumfänglich zufriedenstellende Lösung für alle involvierten Parteien zu finden, ist in manchen Fällen schlicht unmöglich. Angesprochen auf weitere Herausforderungen, meint Stefan Tanner: «Der meistgenannte Wunsch der Vereine ist ein Heimspiel zu Beginn der neuen Saison. Mehr als zwei Drittel hätten dies gerne. Wir versuchen, die Wünschen so weit wie möglich zu erfüllen. Wenn aber Vereine im weiteren Verlauf der Saison Sperrdaten haben, weil die Anlage von anderen Sportarten besetzt ist, kann der Wunsch eines Saisonauftaktes zu Hause schon das eine oder andere Mal in Gefahr sein.» Um die Umsätze in der Festwirtschaft zu steigern, wünschen sich viele Vereine die Heimspiele der Aktiv-Mannschaften immer an
einem Samstag oder Sonntag mit gleicher Anspielzeit. Auch hier kann der Verband nur bedingt weiterhelfen. Dazu kommt die Ausgangslage, dass die Gruppengrössen von Stufe zu Stufe variieren können. In der Promotion League sind die 18 Mannschaften in einer Gruppe eingeteilt. In der 1. Liga und 2. Liga sind es 16 Teams pro Gruppe. In den tieferen Ligen des OFV liegt die Anzahl bei 14 bis 10. Da die Ligen bei der Spielplangestaltung einzeln angeschaut werden, sind Wünsche der Clubs bezüglich ihrer Heimspiele teilweise wegen dieser Konstellation nicht erfüllbar.
STREBEN NACH PERFEKTION
Stefan Tanner kann verstehen, dass es immer wieder zu Enttäuschungen und Unverständnis über die Spielplangestaltung kommt: «Wir geben unser Bestes, um sämtliche Wünsche der Clubs zu erfüllen. Dies ist bei über 140 Vereinen mit weit über 1200 Teams aber ein Ding der Unmöglichkeit. Die Spielplangestaltung ist eine riesige Herausforderung und wir können halt einfach nicht in jedem Fall eine optimale Lösung bieten. Es ist auch für mich manchmal frustrierend, wenn trotz bestem Willen einige Wünsche unerfüllbar sind. Jedoch bin ich der vollen Überzeugung, dass wir Jahr für Jahr eine gute und ausgewogene Lösung im Sinne aller Vereine präsentieren können. Den für alle perfekten Spielplan gibt es nicht und wird es nie geben. Aus meiner Erfahrung schätze ich jedoch, dass wir jeweils im Bereich von 95 Prozent eines perfekten Spielplans sind.»
DAS GANZE VON VORNE
Wenn dann der Ball auf den verschiedensten Fussballplätzen in der Ostschweiz wieder rollt, geniessen die Spielplangestalter die für sie ruhige Zeit, denn die Vereine organisieren Spielverschiebungen und Neuansetzungen unter sich und lassen diese vom OFV bewilligen. Nur in wenigen Ausnahmefällen muss die Wettspielkommission vermittelnd eingreifen. Wenn dann aber im Herbst die Blätter fallen, die Vorrunde langsam zu Ende geht und die Vereine ihre Bälle ins warme Winterlager bringen, endet für die Wettspielkommission das Kalenderjahr. An eine Pause ist für die Spielplanverantwortlichen jetzt aber überhaupt nicht zu denken. Für sie beginnt jetzt alles wieder von vorne, damit wie jedes Jahr, pünktlich vor Beginn der Rückrunde, ein neuer Spielplan steht. Damit die Spielerinnen und Spieler auch für den zweiten Teil der Saison nachlesen können, an welchem Wochenende sie in Bad Ragaz spielen werden und wann sie zu Hause gegen Uznach antreten dürfen.