Am 16. Mai 1921 hat der FC Glarus sein allererstes internationales Spiel ausgetragen.

Blicken wir doch auf dieses historische Ereignis zurück:

FC Glarus : FC Konstanz 1900 (3. Mannschaft)
am Pfingstmontag, den 16. Mai 1921

Unsere Vereinsleitung hatte es gewagt, auf den Pfingstmontag die 3. Mannschaft des Fussballklub Konstanz nach Glarus zu verpflichten. Konstanz hatte uns freundlich zugesagt. Unter dem Vorsitz von Ehrenmitglied Dr. iur. O. Kubli besprach das Organisationscomité (Hilger, Hüsser) die Vorbereitungen zum Wettspiel. Die Angelegenheit wurde bis in jede Kleinigkeit geregelt und versprach bei günstiger Witterung für uns zu einem schönen sportlichen Anlass zu werden.

Pfingstsonntag, Abends 5:05 Uhr fuhren unsere Gäste in den Bahnhof Glarus ein, von einer zahlreichen Fussballergemeinde lebhaft begrüsst. Im Garten des Hotel Glarnerhof wurde den Badensern eine Erfrischung geboten und die Quartierkarten verteilt. Die Verpflegung der Gäste übernahmen unsere Aktiv- und Passivmitglieder. Abends 8 Uhr traf man sich im heimeligen Klublokal zur offiziellen Begrüssung. Es waren gegen 50 Personen anwesend, als Herr Dr. Kubli die Gäste willkommen hiess. in seinem Begrüssungswort führte er aus:

“Liebe Sportfreunde aus Konstanz! Es mag fast eine Vermessenheit gewesen sein, dass wir den Mut gefunden haben, Gegner, wie sie uns der morgige Tag geben wird, in unser Städtchen zu verpflichten. Der Fussballsport ist in Glarus noch nicht alt. wir laborieren noch an den Kinderkrankheiten, wie sie jeder junge Klub durchmachen muss. wir hoffen, dass wir morgen eine Lektion erhalten, wie Fussball gespielt werden soll.
Es hat uns besonders gefreut, eine ausländische Mannschaft hierher zu bekommen und damit unsere ersten Freundschaftsbande ausserhalb der Grenze zu schaffen.
Liebe Sportfreunde!
Sie werden bei uns bescheidene Verhältnisse finden und vor allem will ich Ihnen heute den guten Rat geben, auf unserem Liliputplatz sich darauf einzurichten, recht zahm zu schlagen, sonst ist der Ball die ganze Zeit fort. Wir können Ihnen nichts Besseres anbieten, weil bei unseren Behörden das Verständnis für Fussball noch nicht in genügendem Masse vorhanden ist. Was nicht ist, kann aber noch werden. In einigen Jahren werden wir hoffentlich den FC Konstanz wieder bei uns sehen. Ich hoffe, dass das morgige Wettspiel dazu führen wird, bei einigen Zuschauern mit hartem Begriffsvermögen die Anschauung aufkommen zu lassen, uns am Leben zu lassen. Bescheiden sind auch unsere Feierlichkeiten, die wir Ihnen bieten können. Wir haben heute Pfingstsonntag und sind ein frommes Volk der Hirten und können nicht einmal das Tanzbein schwingen.
Liebe Sportfreunde!
Ich heisse Sie hier in Glarus herzlich willkommen und spreche die Hoffnung aus, dass die Bande der Freundschaft sich halten und wir einmal die Gelegenheit haben, Ihnen auf dem eigenen Platze gegenüber zu stehen. Dem FC Konstanz ein kräftiges, dreifaches Hipp-Hipp-Hurra!”

Nach den Worten unseres Ehrenpräsidenten erhob sich Herr Frank, der liebenswürdige Reisebegleiter der Konstanzer und verdankte in folgenden Worten die gastliche Aufnahme: “Meine Damen und Herren! Liebe Sportfreunde von Glarus! Der FC Konstanz war sehr angenehme überrascht, von Ihnen eine Einladung nach Glarus zu erhalten. Der Empfang war ein überaus herzlicher. Wir werden sehr gerne an Glarus zurückdenken. Nach den Resultaten, die wir von Ihnen gehört haben, sind wir der Meinung, dass sie für unsere dritte Mannschaft auch noch etwas zu zeigen haben. Der Platz hat uns wohl etwas auf das Gemüt gedrückt, da wir an lange Plätze gewöhnt sind. Ich freue mich mit allen ausserordentlich, dass sie uns Gelegenheit gegeben haben, nach Glarus zu kommen und mit ihnen Freundschaftsbande anzuknüpfen. In Deutschland hat es stets angenehm berührt, dass speziell das Glarnerland nach Ausbruch des Krieges zuerst deutsche Schwerverwundete bei sich aufgenommen hat.
Nach der sportlichen Boykotterklärung der feindlichen Staaten gegenüber den Zentralmächten, war die Schweiz das erste Land, das sich nicht auf den gleichen Boden stellte und das erklärte, sich stets neutral zu halten, auch in Sportsachen. Konstanz ist der Platz gewesen, meine Damen und Herren, der nach Kriegsausbruch das 1. Wettspiel zwischen einer Schweizer und einer deutschen Mannschaft zu Wege gebracht hat. Es war das Wettspiel zwischen FC Freiburg im Breisgau und FC St. Gallen.
Wir sind von ihnen herzlich aufgenommen worden und ich danke ihnen bestens dafür. Es wird uns freuen, sie in unserer Mitte einmal begrüssen zu können.”

Rede hatte mit Gegenrede, Beifall mit Beifall gewechselt, als sich noch Herr Hepp, der Spielführer der Konstanzer erhob und zu unser aller Freude und Überraschung als Andenken an Pfingsten 1921 uns ein Bild der Stadt Konstanz überreichte, mit den Worten: “Ich spreche im Namen unserer Mannschaft den herzlichsten Dank aus für die Aufnahme und die Anknüpfung der Freundschaftsbande. Im Namen des FC Konstanz übermache ich ihnen ein Bild der Bodenseestadt und bringe dabei auf den internationalen Fussballsport und den FC Glarus ein kräftig-dreifach Hipp-Hipp-Hurra aus!”

Herr Dr. Kubli verdankte die Überreichung des Geschenkes, indem er ausführte, dass wir nicht verfehlen werden, dem Bilde einen Ehrenplatz in unserer Vereinsstube zu geben.

Gegen 10:30 Uhr löste sich die Versammlung auf. Als ich anderen Tags am Morgen auf den Platz kam, war die Anlage schon in bester Ordnung. Wolkenlos wölbte sich der Himmel über Tal und Höhn, als die lustige Fussballerschar auf beflaggtem Autobus durch das Städtchen fuhr, dem Kerenzerberg und Walensee zu. Die Fahrt war für uns und unsere Gäste noch viel mehr ein Genuss und wird wohl allen Teilnehmern noch lange in guter Erinnerung bleiben. Nach einem kurzen Aufenthalt im Hirschen in Obstalden ging es wieder Glarus zu wo wir 12:15 Uhr wohlbehalten anlangten. Noch stand das Letzte bevor, das Wettspiel. Wohl mancher der 22 mag vorsichtig zu Mittag gegessen haben, um ja den Magen nicht zu überladen und dann nicht zur vollen Form auflaufen zu können. gegen 2:30 Uhr sollte das Spiel beginnen; die Sache verzögerte sich aber bis gegen 2:45 Uhr. Rund 800 Zuschauer mögen den Platz umsäumt haben, als ihn die beiden Mannschaften betraten, voran die Gäste in ihrem schmucken, sauberen Dress.

Das Spiel:
Nachdem in aller Hast der Photograph seines Amtes gewaltet hatte, stellten sich die beiden Mannschaften in der Platzmitte auf zu einem kurzen aber schönen Begrüssungsakte. Im Namen und Auftrag des FC Glarus überreichte das niedliche Töchterchen unseres Ehrenmitgliedes Herr Dr. Kubli, mit folgenden launigen Versen, die es mit kindlicher Anmut vortrug, den Gästen einen grossen Nelkenstrauss in ihren Farben Schwarz-Weiss-Rot.
“Ich soll euch als Willkommenszeichen, hier diese Blumen überreichen. Dass ihr gekommen, hat uns sehr gefreut, spielt nicht zu gut und macht gnädig heut. Schlagt ruhig auch darüber und daneben, es wird auch so noch viele Tore geben. Nehmt nun den bunten Strauss, den ich euch bot, von süsser Farbe Schwarz-Weiss-Rot.”

Ein graziöser Knix und in langen Sätzen springt der Lockenkopf davon. Spielführer Hepp verdankt für seine Mannschaft den Willkommensgruss und überreicht unserem Spielführer Hüsser ebenfalls einen Strauss Blumen. Ein kräftig gegenseitig Hipp-Hipp-Hurra, und schon stehen die 22 an ihren Plätzen.

Die Luft ist mit Hitze und spannender Erwartung geladen. Der Boden ist hart. In der Mitte liegt das runde Lederding, das bald aus seiner Ruhe kommen wird. Bewegung kommt in die Spieler, die Pfeife des Unparteiischen Herrn cand. ing. Walter Schmid hat die Spannung bei den Zuschauern und bei den Spielern gelöst. In der Mitte jagt der Ball hin und her. Man tastet ab, man wagt nichts zu unternehmen. Da! ein rascher Vorstoss der Gäste, ein Zögern unserer Verteidigung und unhaltbar sitzt der erste Treffer. Unentmutigt spielen die Rotschwarzen weiter und leiten energische Angriffe ein, die aber meist alle durch den glänzend spielenden Torwart der Gäste unschädlich gemacht werden. Mit 1:0 für Konstanz gehts in die Pause.

Die zweite Halbzeit beginnt sofort mit energischen Vorstössen der Unsrigen, die unbedingt ausgleichen wollen, was ihnen durch Kopfball Brunners II. nach zweimaliger Abwehr des gegnerischen Torwarts gelingt. Das Publikum begrüsst mit Beifall den Ausgleich. Erbittert geht der Kampf hin und her. Die anfängliche Unsicherheit in unserer Verteidigung hat einem sicheren Abwehrspiel Platz gemacht. Nabholz hält verschiedene gefährliche Bälle sicher, muss aber doch ein Offside-Tor durchgehen lassen. mit unheimlichem Tempo gehts weiter und Brunner Ernst zieht wiederum gleich. 2:2. Kurz darauf legt er noch ein drittes Tor vor, 3:2. Wir können uns aber nicht lange des Vorsprungs erfreuen. Die gefährliche linke Seite der Gäste kommt in Tornähe und Nabholz kann den in die Ecke platzierten Ball trotz Hinwerfen nicht mehr halten. 3:3! Das Publikum freut sich ob dem reichlichen Torsegen. ein viertes Tor für uns erzielt Hüsser durch scharfen hohen Schrägschuss. Wiederum gleichen die Gäste aus, 4:4! Es geht der Entscheidung entgegen. Glarus drückt. Das Spiel ist aber offen und beidseitig sind gefährliche Vorstösse zu sehen. Mit dem fünften Treffer, von Mittelläufer Brunner Hans erzielt, ist der Vorsprung neuerdings erreicht. Die Lage scheint Brunner II. aber noch zu unsicher und so fügt er auf Zuspiel von Hilger durch schönen Schrägschuss ein sechstes und damit das letzte Tor bei. Noch ein paar Minuten sind zu spielen. die Gäste spielen mit dem gleichen Elan weiter, aber unsere Verteidigung ist nicht mehr aus dem Hacken zu bringen. Mit 6:4 Toren für den FC Glarus endet das schöne, ruhige Freundschaftsspiel. Im Beifall der Zsuchauer geht das Hipp-Hipp-Hurra unter!

Die Konstanzer hatten raschen, flachen Fussball gespielt. Ihre besten Leute waren der Halblinke, der Linksaussen und der Torwart, sowie der linke Verteidiger.

Bei Glarus hielt sich diesmal die gesamte Mannschaft gut. Hervorragend arbeiteten die Gebrüder Brunner. Regolatti und Nabholz zeigten ebenfalls sehr gute Leistungen.

Im Restaurant zur “Waage” sassen wir nach dem schönen Kampfe noch eine weile gemütlich beisammen. es war schade, dass unsere Freunde aus der Konziliumstadt früh abreisen mussten. Dem FC Konstanz klang am Bahnhof ein kräftig dreifach Hipp-Hipp-Hurra nach und neben der schönen Erinnerung an eine flotte Fussballerpfingsten blieb noch er Wunsch zurück: “Auf Wiedersehen in Konstanz!”

Der Berichterstatter schliesst mit dem Ausdruck besten Dankes an unser Ehrenmitglied Herr Dr. Kubli, sowie an alle Freunde und Gönner, die uns halfen, den Anlass in diesem schönen Rahmen reibungslos durchzuführen!

Für getreue Berichterstattung:
Paul Vogel


Der Gegenbesuch liess nicht lange auf sich warten. Am 6. November 1921 und 7. November 1921 reiste eine Glarner Delegation nach Konstanz. Somit können wir an dieser Stelle vom ersten internationalen Spiel des FC Glarus im Ausland berichten.

Rückspiel gegen die 3. Mannschaft des Fussballklubs Konstanz

Reisebericht:

Pfingsten 1921 war die dritte Mannschaft des Fussballklubs Konstanz 1900 bei uns zu Gaste gewesen. wir hatten mit den freundlichen Badensern echte Sportfreundschaft geschlossen. Der Bericht schloss damals mit dem Wunsch: “Auf Wiedersehen in Konstanz”! Der Wunsch ist wach geblieben und seine Verwirklichung endlich in greifbare Nähe gerückt. Es wurde beschlossen, das Wettspiel in Konstanz auszutragen und dafür den 6. November in Aussicht genommen. Unsere erste Mannschaft hielt mit den Reiseteilnehmern noch eine Zusammenkunft, in der alle Vorbereitungen besprochen wurden. Zum offiziellen Reiseführer bestimmte sie Paul Vogel und als dessen Stellvertreter Anton Künzle. Der Kassier wurde beauftragt, das Gesellschaftsbillet zu bestellen und Vogel ordnete in aller eile die Passangelegenheiten. Captain Brunner stellte die Mannschaft folgendermassen auf: Brunner, Wenger, Gallati, Künzle, Hüsser, Knobel, Missiroli, Vogel, Störi, Hilger, Tremp; Ersatz: Heer. Leider mussten unser Freund Hans Brunner infolge Verletzung absagen; Herr Dr. Kubli war ebenfalls verhindert mitzukommen. Als Reiseteilnehmer schlossen sich uns noch an: Jakob Müller, Emil Killer, Fritz Dieffenbacher, Heinrich Rhyner, Hans Jakober, Adolf Heim, Frau Hilger. 19 Mann hoch sollte die Reise gemacht werden.

Am 6. November, Sonntags, Morgens 6.30 Uhr trafen wir uns wie verabredet am Bahnhof. Es waren die meisten in fröhlicher, zuversichtlicher Stimmung. Mochte der Himmel noch so ein trübes Gesicht machen; fort gings, dem Bodensee zu! In Netstal kroch noch Freund Hüsser zu uns in den Wagen hinein. unter Singen und Johlen kamen wir allgemach nach st. Gallen, wo wir den Magen die erste Stärkung gaben. Das Wetter besserte sich; blau zog der Himmel über dem Bodensee hinauf und schärg schlugen die Sonnenstrahlen in unseren Wagen hinein. Wir waren schon in Romanshorn. Beim Umsteigen hätten wir bald den Allerweltskünstler Beckerelli überrannt. Nun näherte man sich Konstant, unserem Reiseziel. In Emmishofen holten man den Sichtvermerk der schweizerischen Grenzpolizei, deren Aufsichtsorgan im Wagen drin mit uns Hauptverlesen hielt. Endlich fuhr man über die Grenze ins “weiland heilige römische Reich teutscher Nation”. Himmel, wir waren im Ausland!!

Die Konstanzer Sportfreunde waren zahlreich am Bahnhof versammelt und empfingen uns mit einem kräftigen dreifachen Hipp-Hipp-Hurra, das wir erfreut erwiderten. Nun sahen wir die meisten bekannten Gesichter wieder und schüttelten einander die Hände. Mit Pass und Zoll ging es wirklich gnädig.

Vom Bahnhof weg geht es gleich in das nahe gelegene Hotel “Krone”, wo wir gut und behaglich untergebracht werden. Beim Mittagessen wird bereits der erste Tropfen Rheinwein gekostet. Er mundet allen vortrefflich, muss aber auf den zweiten Teil verspart werden. Nach dem Essen trifft man die Vorbereitungen für das Spiel. In kurzer Zeit sind wir kampfbereit, stolpern die vielen Treppen hinunter und kriechen in die bereit stehenden Autos hinein. Im Hui sind wir auf dem Spielplatz. und welch ein Spielplatz!! Ringsum ein hohes Drahtgehege; das eigentliche Spielfeld in Form eines Ovals wiederum eingehagt. Um den Platz herum die Aschenbahn, daneben die Übungsplätze für die Leichtathletik. Der ganze Platz ist topfeben und vom besten Rasen bewachsen. Die Tore sind aus Drath sehr zweckmässig erstellt. In den Ecken stehen mannshohe Eckballfähnchen (Schweizerfahne und Badische). Das Ganze ist eine mustergültige Anlage.

Nachdem das Juniorenwettspiel zu Ende gegangen ist, betreten wir unter dem Beifall der rund 400 Zuschauer den Spielplatz. Ein kleines Mädchen übergibt uns mit folgendem Spruche einen Strauss Chrysanthemen:
Gegrüsst seid ihr vom Glarnerland, in unserer Stadt, am Seestrand!
Wie lieb dass ihr gekommen seid und uns bereitet diese Freud!
Jetzt gleich beginnt nun euer Spiel, doch macht der Tore nicht zu viel.
Nehmt an den Strauss aus meiner Hand und grüsst daheim das Glarnerland!

Captain Brunner verdankt die Freundlichkeit und übergibt dem Mädel ebenfalls einen Strauss Blumen. Dann stehen wir noch dem Photopgraphen einen Augenblick stille und schon sind wir kampfbereit dem Gegner gegenüber in folgender Aufstellung, die sich für dieses Spiel sehr bewährte:
Tor: Brunner Ernst
Verteidiger: Wenger Fritz, Gallati Fritz
Läufer: Künzle Anton, Hüsser Adolf, Knobel Hans
Stürmer: Missiroli Hans, Vogel Paul, Störi Peter, Hilger Toni, Tremp H.
Ersatz: Heer Walter

Das Spiel:
Der Gegner hat Anstoss, verliert aber den Ball an unseren Läufer. Unsere Mannschaft findet sich nicht so recht zusammen. Der ungewöhnlich starke Wind schliesst ein richtiges Zuspiel von hinten beinahe aus. Konstanz drückt zu Anfang schon kräftig. Unsere Verteidigung lässt sich aber nicht überrumpeln. Wiederholt befreien Gallati und Wenger, rettet Künzle kitzliche Sachen vor unserem Tor. Wir Stürmer sehen wohl dem Ding mit Bangen zu, verlieren aber das Zutrauen zu unserer Hintermannschaft nicht, was uns letzten Endes doch mit zum Siege verhalf. Die erste Viertelstunde drängt Konstanz unheimlich. Brunner bekommt Arbeit, erledigt sich ihrer aber in flotter Art. Bei einem scharfen, gefährliche platzierten Eckschuss des linken Flügels rettet er in prächtigem Stile. Konstanz schiesst ein Abseitstor, das vom Schiedsrichter aber nicht gegeben wird. Langsam tauen auch unsere Stürmer auf, bringen es aber nie zu einer einheitlichen Aktion, denn die Bälle werden zu viel nach links verteilt, wo Tremp und Knobel überlastet werden. endlich erwischt Störi den Ball, schiebt zu Vogel, welcher den Gegner umgeht, wieder zu Störi schiebt, der den Mittelläufer überspielt, den Verteidiger ebenfalls, vor dem Tor den andern Verteidiger genau gleich täuscht und mit scharfem Schuss unter die Latte einschiesst! 1:0! Reicher Beifall belohnt die schöne Leistung. Hilger verletzt sich durch leichtere Quetschung, kann aber doch nicht mehr voll mitmachen. Bis zur Pause wird am Resultat nichts mehr geändert und das Spiel wickelt sich hauptsächlich in der Platzmitte ab. Die Pfeife des Unparteiischen gibt die Pause an.

Wir stehen zusammen und beratschlagen. Durchhalten heissts von allen Seiten. Ein Herr tritt auf uns zu und stellt sich uns als Landsmann vor. Es ist Her Brunner, Besitzer des Inselhotels in Konstanz. In überaus freundlicher Weise ladet er uns auf Morgen Vormittag zum Frühschoppen ein. Dankend nehmen wir die Einladung an, spucken den Rest der Zitrone aus und weiter gehts. Heer ist für den verletzten Hilger eingetreten. Es geht verdammt hart gegen den sturmartigen Wind. Am Himmel braut sich ein schwarzes Gewitter zusammen. Die ersten Tropfen fallen. Konstanz nützt den Vorteil des Windes aus und drückt aus allen Kräften. Unsere Verteidigung muss gehörig schaffen. Hohe Bälle werden vom Wind wieder zurückgetrieben. Da, ein Effetball, er springt an Künzle ab und nimmt entgegen jeder Berechnung seinen Weg in unser Tor. 1:1! Einen Augenblick lang machen wir lange Gesichter. Der Ball liegt schon wieder auf der Platzmitte. Störi stösst an. Irgendwo her tönts: “Tempo Rotschwarz”! Das flitzt uns in die Beine. Wir halten den Ball satt am Boden. Von Mann zu Mann wird er geschoben. In scharfem Tempo gehts vorwärts. im Zick-Zack hin und her. Die Weissen wehren sich mit allen Kräften. Aber jetzt nützts nichts mehr; wir geben den Ton an. Die rechte Seite kommt durch, Missiroli flankt, Vogel nimmt mit dem Kopf ab, um den weissen Verteidiger herum, schon ist das Leder links vorgelegt, wo Tremp den Rest besorgt, 2:1! Wieder liegt der Ball in der Mitte. regen und Sturm sind vergessen. Wir lassen den Weissen keine Ruhe, Angriff auf Angriff gegen das Konstanzer Tor. Was bei uns durchkommt, bremst unsere Verteidigung sicher. Die rotschwarze Hintermannschaft passt jetzt verflucht auf. Vorn haben wir mit einemmal den Torhunger bekommen. Störi ist der Drehpunkt im Sturm. er stoppt, täuscht schiebt zurück, legt vor. Verlorene Bälle holen wir uns bei den Läufern. Hart am Boden pfeift das Leder aus Störis Füssen auf des Gegners Tor zu, wo Hepp aber flott hält. Corner auf Corner, Schuss auf Schuss, aber nichts will hinein. Das Tempo ist unheimlich scharf. Unsere Läufer sind stark aufgeschlossen. wir lassen den Gegner nicht mehr aus der Umklammerung los. Störi legt halbrechts vor, blitzschnell sind die Gegner da, aber schon saust das Leder haarscharf über die Latte, … schade! Weiter gehts, vorwärts Rotschwarz! Missiroli brennt durch; seinen Eckschuss hält Hepp glänzend. Störi bricht durch, schiebt Heer den Ball zu, der Tremp vorlegt, zwei, drei Sprünge und Schuss …., klatschend springt der Ball zum dritten Mal im Gehäuse der Weissen herum. 3:1!
Noch ist der Tanz noch nicht zu Ende; die Sache aber entschieden. Das Tempo flaut keineswegs ab, sondern hält erstaunlicher Weise an. Ein Missverständnis zwischen Heer und Vogel lässt eine wunderschöne Torgelegenheit unausgenützt. Tremp flankt, Hepp stürzt sich auf den hohen Ball, erwischt ihn aber nicht, wohl aber Vogel, der ihn fein in die Torecke köpft, aber ….. mit des Geschickes Mächten ist kein ewger Bund zu flechten ….. ein Windstoss treibt den Ball langsam aus der ungeschützten Torecke weg um den Pfosten herum. Jammerschade! Die letzten Minuten werden aufgeregt. Hepp hält alles, darunter Nachschüsse von Tremp, Störi und Vogel. Bei einem scharfen Durchbruch nach Vorlage Störis wird Vogel im letzten Augenblick am Schuss verhindert. Schwere Regentropfen schlagen einem klatschend ins Gesicht. Was kümmerts uns! Der Schlusspfiff sieht uns als wohlverdiente Sieger vor dem Tore der Weissen. Ein kräftig Hipp-Hipp-Hurra den Sportfreunden und dem Schiedsrichter und hastig sucht man Schutz vor dem drohenden Ungewitter, das schwarz am Himmel aufgezogen ist.

Eng zusammengepfercht fahren wir über den Rhein. Arm in Arm und singend zogen wir unter strömendem Regen durch die Stadt ins Hotel, wo man sich wieder das Aussehen eines zivilisierten Europäers gab.

Das Spiel hatten wir dank der restlosen Aufopferung aller gewonnen. Die Konstanzer Freunde hatten erwartet, dass uns der grosse Platz zum Verhängnis werde. Sie sahen sich getäuscht. Der Gegner war eher stärker als in Glarus und konnte doch nur zeitweise etwas aufkommen. wir überstanden unsere Schwächeperiode gut. Die Aufstellung war eine glückliche. Brunner, als Erstling im Tor, hielt sich überaus gut und hielt einige gefährliche Bälle mit Sicherheit und Rasse. Wenger und Gallati hielten und ergänzten sich sehr gut. Auf grossen Plätzen noch ausgiebiger Befreien! in der Läuferlinie, die noch mehr Rückgrat der Mannschaft werden sollte, arbeitete Knobel rasch, zielbewusst. er muss sich seinen Trick des “Schräg-Dreinspringens” abgewöhnen. Hüsser war durch deutliches Unwohlsein behindert, gegen Schluss aber in alter, guter Form mit genauem Zuspiel. Künzle hielt sich überraschend gut. Er rettete einige verzweifelte Sachen durch entschlossenes Handeln. Etwas mehr Kopfspiel und mehr Ruhe! Das Eigentor war durchaus nicht seine Schuld! Die Stürmer fanden sich erst im zweiten Halbteil, leisteten aber dann durchgehend flotte, gefährliche Arbeit. Tremp war im ersten Halbteil neben dem leider zu Anfang verletzten Hilger überlastet, arbeitete im zweiten Halbteil flott. Das dritte Tor war SEINE Leistung. Weniger lang den Ball behalten. hilgers Ersat Heer hielt sich überraschend gut. Zielbewusstes, fleissiges Training, mehr Überlegung im Spiel. Störi war die Angel im Sturm. er verteilte die Bälle meisterhaft, nützte jede Gelegenheit zum Torschuss aus, schuf links und rechts gefährliche Vorlagen und täuschte die Gegner glänzend. sein Tor war eine Prachtsleistung. Die rechte Seite mit Vogel und Missiroli verstand sich ebenfalls sehr. Missiroli läuft gut, flankt genau. Kräftiges Schiessen und hie und da seine Mitspieler unterstützen! Vogel tat auch sein Möglichstes. Die Gesamtleistung ist eine sehr gute gewesen!

Der Gegner gönnte uns den Erfolg. Wer verargt es uns, wenn beim Nachtessen ein paar Flaschen mehr auf dem Tische standen? Gegen 8 Uhr füllte sich der grosse Saal mit Angehörigen des FC Konstanz 1900. Als Herr Stadtverordneter Bender, Präs. d. FC Konstanz, und Vorstandsmitglied des Süddeutschen Fussballverbandes das Wort ergriff, waren gegen 100 Personen anwesend. Herr Bender hiess uns im Namen der Konstanzer Fussballer herzlich willkommen und dankte uns für alles, was wir der dritten Mannschaft in Glarus hatten zu teil werden lassen. Er gab der Freude darüber Ausdruck, dass die Schweiz der erste Staat gewesen sei, der in echt sportlicher Gesinnung nach dem Krieg den Angehörigen der Zentralmächte, entgegen dem Ansinnen der Allierten, die Hand gereicht habe zur Wiederaufnahme der sportlichen Beziehungen. Die Konstanzer brachten auf unseren Verein ein ” Three cheers” aus. Daraufhin erhob sich Hepp, der Spielführer der dritten Mannschaft und dankte für das heute Erscheinen. Er überreichte uns einen sinnigen Aschenbecher auf unseren Vereinsstammtisch. Den beiden Herren antwortete Vogel im Namen der ersten Mannschaft und des ganzen Vereins mit folgenden Worten:

Herr Sportausschussvorsitzender Kleiner richtete ebenfalls warme Worte der Freundschaft und des Dankes an uns.

Gegen 10 Uhr löste sich die Gesellschaft gruppenweise auf, um sich da und dort noch gütlich zu tun. Es hätte manch gelungenes Bild gegeben. Nur mit grösster Mühe konnten wir uns von den langhalsigen Flaschen des “schwarzen Herrgotts” trennen. Der morgen guckte uns nach dieser “ruhsamen” Nacht schon längst in die Zimmer hinein, als wir aus den Federn krochen. Truppweise besichtigte man die Stadt. Um 10 Uhr traf man sich beim Hotel, zahlte dem verschmitzten “Meer” auch noch den Rest der Zeche und zog ins weltberühmte Inselhotel. Dort zeigte uns Herr Brunner die vielen Sehenswürdigkeiten der 1293 gegründeten Dominikanerabtei und bewirtete uns nachher mit feinem Meersburger Edelwein und Schinken. Auch an dieser Stelle dem liebenswürdigen Herrn Landsmann den besten Dank. Die Stunde der Abreise rückte heran. Auf dem Bahnhof trafen wir uns noch einmal mit unseren Konstanzer Freunden. Zoll und Passkontrolle gingen im Grossen und Ganzen ruhig vorbei. Bald waren wir wieder, nach einem kurzen Halt im “Weingarten” in Kreuzlingen, auf der Fahrt Romanshorn zu. In St. Gallen entschloss man sich zu einem Aufenthalt. Baron Svatosch unterhielt die Gesellschaft bis nach Glarus. Er sprach immer noch nicht recht Schweizerdeutsch und war wohl dem “Herrn Ober” noch böse, dass er nicht gleich “überkommen” hatte!

In Glarus empfingen uns die Klubkameraden und die Junioren, erfreut ob unserem schönen Erfolg. Im “Schützenhaus” nahm die schöne Reise ihr Ende.

Dem Berichterstatter bleibt noch übrig, allen Reiseteilnehmern für ihr gutes Verhalten zu danken und sie zu ermuntern, fürderhin lange treu und männlich zu unserer Fahne zu stehen!

Für getreue Berichterstattung
Paul Vogel