Am 21. Februar hätte Wolfgang Frank seinen 71. Geburtstag feiern können.
Beim FC Glarus und beim FSV Mainz 05 ist Wolfgang Frank als Trainer-Legende bekannt. Beim FC Glarus war er der Baumeister des Erfolges in den 80er Jahren, als der FC Glarus von der 2. Liga bis in die NLB aufstieg und dort in der zweithöchsten Spielklasse auswärts am 13. August 1988 im altehrwürdigen Joggeli (St. Jakobs-Park) in Basel gegen den FC Basel mit 1:2 gewinnen konnte.
Doch, wie kam ein ehemaliger Bundesliga-Spieler überhaupt nach Glarus?
Die Antwort findet man im Bericht der Glarner-Nachrichten vom 04. Juli 1988. Zwei Tage zuvor stieg der FC Glarus mit einem 3:1 Heimsieg gegen den FC Rorschach in die NLB auf. Bericht von Markus Schuler:
Wolfgang Frank – ein absoluter Glücksfall für den FC Glarus setzte neue Massstäbe in der FCG-Clubgeschichte. Dass es überhaupt zu diesem Glücksfall für den FCG kam, dafür waren verschiedene Zufälle oder besser gesagt glückliche Umstände nötig.
Man erinnert sich: Für die Sportplatzeinweihung des FC Netstal 1983 wurde ein Eröffnungsspiel zwischen dem FC Zürich und dem 1. FC Nürnberg organisiert. Fritz Y. Hösli, heutiger Präsident des FC Glarus, und der Schreibende fuhren zu diesem Zweck nach Wildhaus, ins Trainingscamp des 1. FC Nürnberg, wo man mit dem damaligen Trainer Udo Klug (heute Trainer FC Wettingen) ein Rendezvous vereinbart hatte.
Im Verlauf dieses Gesprächs erwähnte Udo Klug, dass ein Schützling von ihm die aktive Profikarriere in der Bundesliga beendet habe, da er in der Zwischenzeit an der Sporthochschule Köln das Bundesliga-Trainerdiplom mit Erfolg erworben hatte. “Nun möchte dieser vorbildliche Profi namens Wolfgang Frank seine Trainerlaufbahn in der Schweiz bei einem kleinen Amateurverein beginnen,” wusste Klug zu berichten. Das Geld sei für diesen erfolgreichen Profi einstweilen Nebensache, Hauptsache sei für Frank das Kennenlernen der Schweizer Fussballszene und ein fester Wohnsitz in der Schweiz. Fritz Y. Hösli hatte dafür natürlich offene Ohren, teilte diese interessanten Erkenntnisse dem Vorstandspräsidium des FCG mit, und bald darauf war man mit Wolfgang Frank handelseinig, die Sensation war perfekt.
Steckbrief von Wolfgang Frank, Trainer FCG
Wolfgang Frank ist am 21. Februar 1951 geboren. Der im Sternzeichen des Fisches geborene Deutsche weist viele Merkmale desselben auf – ruhig, besonnen, bescheiden und mit gutem Einfühlungsvermögen ausgestattet. Etwas sensibel, aber auch von einem gesunden Ehrgeiz gepaart, grundehrlich, gewissenhaft und vor allem ein Perfektionist. Diese horoskopischen Fisch-Charaktere passen wie massgeschneidert zu ihm. Wolfgang Frank, einst gefeierter Torjäger und Publikumsliebling bei Eintracht Braunschweig, wurde 1977 mit 900’000.00 DM als einer der höchsten Transfers der Bundesliga zu Borussia Dortmund verschoben. Den gleichen Betrag und zusätzlich ein Jahresgehalt von 320’000.00 Mark musste der damalige Präsident des 1. FC Nürnberg, Michael Roth, 1980 hinblättern, um Grossverdiener Frank vorzeitig aus dem Vertrag der Borussen loszulösen. Auch beim holländischen 1. Divisionär AZ 67 Alkmaar hatte Frank ein erfolgreiches Jahr als Fussballer verbracht, eine Zeit, an die er sich noch heute gerne erinnert. in seiner zehnjährigen Profilaufbahn hat Wolfgang Frank immerhin 261 Bundesligaeinsätze gehabt und dabei rund 140 Tore, davon auch einige beim holländischen Erstdivisionär, erzielt. Unter dem damaligen Bundestrainer Helmut Schön brachte er es auf sechs B-Länderspiele und gehörte auch zum engeren Kreis der Nationalelf. 1982 zog dann Frank überraschend zum FC Bad Winsheim in die Landesliga, da er Differenzen mit Nürnberg bekam, ohne dass Nürnbergs-Präsident Roth nur einen Pfennig Ablösesumme sah, denn in Deutschland wechseln Profis zum Nulltarif in die Amateurligen.
Seit 1984 ist Wolfgang Frank nun mit Leib und Seele als überaus erfolgreicher Spielertrainer beim FC Glarus tätig, dessen Palmares sich wahrlich sehen lassen darf. Von der zweiten Liga in direktem Durchmarsch mit dem einstigen Provinzverein in die Nationalliga. Am 5. April 1984 titelte der “Tages Anzeiger” in seiner Ausgabe: “Wolfgang Franks zweite Karriere in der Provinz”. Kein Mensch glaubte damals wohl an diesen fast einmaligen Trainer-Erfolg des einstigen Bundesligastars, am wenigsten sicher die Zürcher Journalisten den kaum vier Jahre später sind sie von Berufes wegen fast gezwungen, erneut übr diesen erfolgsgewohnten Mann zu berichten. Spätestens bei den Spielen gegen den legendären FC Zürich nämlich. Wolfgang Frank ist in allen Teilen durch und durch Profi geblieben, dies haben inzwischen auch wir Glarner erfahren dürfen, nicht was das Geldverdienen, wohl aber was seine gründliche Arbeit betrifft.
Hoffen wir für den FCG, dass uns dieser Mann noch lange erhalten bleibt. Er hat dem FCG, und uns allen, insbesondere aber dem Glarner Fussball ungemein viel gebracht. Wolfgang Frank, auch im Namen aller Spieler, die Du fast ohne Ausnahme geschult und geformt hast und aus ihnen zudem gemacht hast, was sie heute sind, nämlich angesehene, gute und echte Sportsleute, wir alle danken Dir und wünschen Dir auch in der NLB viel Glück und Erfolg.
In der selben Ausgabe der Glarner Nachrichten (04. Juli 1988) ist noch folgender Abschnitt zu finden:
Die erfolgreiche Aera des Wolfgang Frank begann
Die Spielzeit 1984/85 nahm die erste Mannschaft unter der neuen Leitung des ehemaligen Bundesligastars Wolfgang Frank in Angriff. Mit professionellen und auf unsere Amateurverhältnisse zugeschnittenen Methoden begann eine neue, erfolgreiche Aera des FC Glarus. Gleich in den beiden folgenden Saison erreichte die erste Mannschaft des FCG zweimal den zweiten Schlussrang.
1987 feierte der FC Glarus sein 75jähriges Vereinsbestehen, und just auf diesen Zeitpunkt hin gelang es Trainer Frank mit seiner Elf, das schönste Jubiläumsgeschenk für den Verein zu erreichen: Als erster Glarner Fussballverein schaffte der FC Glarus den Sprung in die höchste Amateurliga (1. Liga), und dies wohlverstanden ohne einzige Niederlage. Nicht genug damit, denn immer wieder ist es diesem ausgezeichneten Fachmann gelungen, neue Spieler nahtlos ins Mannschaftsgefüge einzubauen, und so wurde auch dieses erstmalige 1. Liga-Abenteuer entgegen allen Erwartungen auf Anhieb zu einem vollen Erfolg. Nicht nur erreichte man den überlegene Gruppensieg mit insgesamt nur zwei Niederlagen während der ganzen Meisterschaft der 1. Liga, und nur deren drei, wenn man die erneuten Aufstiegsspiele einrechnet, nein, man scheint beim FCG schon fast Unmögliches zu machen. Ein Traum wurde am vergangenen Samstag Tatsache – der Aufstieg in die Nationalliga B.
Wolfgang Frank blieb nach dem Aufstieg mit dem FC Glarus in die NLB noch ein halbes Jahr Trainer. Per Ende Jahr 1988 verliess Wolfgang Frank den Aufsteiger und wechselte zum NLA-Klub FC Aarau. Glarus gab seinen «Wundermann» trotz eines bis Ende Saison 1991/92 laufenden Vertrags frei. Die NLB-Saison hatte Frank noch als Spielertrainer begonnen, doch nach einem komplizierten Beinbruch im vierten Meisterschaftsspiel fungierte er nur noch als Trainer.
Seine weiteren Trainer-Stationen:
1988–1991 | FC Aarau (NLA) |
1991–1992 | FC Wettingen (NLA) |
1992–1993 | FC Winterthur (NLB) |
1994–1995 | Rot-Weiss Essen (2. Bundesliga) |
1995–1997 | 1. FSV Mainz 05 (2. Bundesliga) |
1997–1998 | FK Austria Wien (1. Österreichische Bundesliga) |
1998–2000 | 1. FSV Mainz 05 (2. Bundesliga) |
2000 | MSV Duisburg (2. Bundesliga) |
2002–2004 | SpVgg Unterhaching (Regionalliga -> 2. Bundesliga) |
2004–2005 | FC Sachsen Leipzig (Oberliga) |
2006–2007 | Kickers Offenbach (2. Bundesliga) |
2008 | Wuppertaler SV Borussia (Regionalliga) |
2008–2009 | SV Wehen Wiesbaden (2. Bundesliga) |
2010–2011 | FC Carl Zeiss Jena (3. Deutsche Liga) |
2011–2012 | KAS Eupen (2. Division Belgien) |
Am 7. September 2013 verstarb Wolfgang Frank infolge eines Hirntumors.