Heute darf René Botteron seinen 67. Geburtstag feiern. Der FC Glarus gratuliert einem seiner grössten Spieler zu diesem Freudentag.

René Botteron wuchs in Netstal auf und spielte zwischen 1963 und 1973 für den FC Glarus.

René Botteron als Junior beim FC Glarus
René Botteron, Anfang der 70er Jahre, als 3. Liga Spieler der ersten Mannschaft des FC Glarus

Der folgende Text stammt aus dem Buch “das goldene Buch des Schweizer Fussballs” (ISBN: 978-3-7245-2043-6):

René Botteron war der erste Schweizer, der in einem Europacup-Final mitwirkte. 1982 verlor er mit Standard Lüttich als Leihspieler den Final beim FC Barcelona mit 2:1. Botteron gehörte der grossen Generation des FC Zürich an, die in der 1970er-Jahren viele Glanzlichter erlebte.

Die Haare wehten im Wind – fast wie später bei Heinz Hermann oder wie vor seiner Zeit jene von Fritz Künzli. Wie einst der Kultstürmer vom FC Zürich kam René Botteron 1973 vom FC Glarus auf den Letzigrund – es war die Zeit, als sich der FC Basel und der FCZ über Jahre heftige Duelle um Meisterschaften und Cupsiege lieferten und Präsident Edi Nägeli das uneingeschränkte Sagen hatte. Künzli höchstpersönlich soll Botteron als 13-jährigen Junior bei FC Glarus entdeckt haben – der FC Zürich hatte damals ein Programm lanciert, bei dem seine Spieler der NLA in der Region auf Talentsuche gingen.
Es dauert indes noch einige Jahre, ehe es zur Verpflichtung des mittlerweile in der ersten Mannschaft des FC Glarus in der 3. Liga spielenden Botteron kam. Er löste sich mit Fritz Künzli gerade ab – und in Zürich sollten sie noch viel Freude haben an ihrem jungen Fussballer mit den durch ein Stirnband zusammengehaltenen langen Haaren, dem aus der Hose hängenden Shirt, seiner charakteristischen Zahnlücke und seiner grossen Leidenschaft für den Fussball. Die zunächst langen Tage, die um 5 Uhr in der Früh in Netstal beginnen und nach einer kaufmännischen Lehre, Trainings und Spielen oft bis 21 Uhr abends dauern, sind bald Vergangenheit. Botteron schmiss die Lehre hin, kaufte sich einen Porsche und logierte in einem Regensdorfer Hotel.

Botteron machte alles mit nur einem Fuss, mit dem rechten – das dafür umso eindrücklicher. Ging es nicht anders, nutzte er einfach den Aussenrist, selbst bei Flanken. Trotz seiner begnadeten Technik war er auch ein Läufer und Kämpfer, der im (meist linken) Mittelfeld ackerte und die wichtigen Duelle gewinnen konnte. Und weil er von seiner hageren Figur her gewisse Ähnlichkeiten in den Bewegungsabläufen verriet, wurde er mit dem holländischen Star Johann Cruyff verglichen.
Seine Ankunft beim FC Zürich war perfekt getimt. Es war ein grosses Team mit Spielern wie Jakob “Köbi” Kuhn, mit Karl Grob im Tor, mit Rosario Martinelli und Ilja Katic. Dreimal in Folge sollte der FC Zürich zwischen 1974 und 1976 Schweizer Meister werden. Es war eines der ganz seltenen Titeltriples im Schweizer Clubfussball. Nach Köbi Kuhns Rücktritt 1977 wurde René Botteron, erst 23-jährig, Captain beim FC Zürich.

Schnell interessierte sich auch das Ausland für die Fähigkeiten des auffälligen Schweizer Fussballers. Doch es sollte seine Zeit dauern, ehe Präsident Edi Nägeli, kein Freund von Abgängen bei seinem FC Zürich, den Widerstand aufgab. Einen Wechsel zu Ajax Amsterdam konnte er in letzter Sekunde noch verhindern, auch Bayern München soll sein Interesse angemeldet haben, doch 1980 waren auch die Argumente von “Stumpen-Edi” aufgebraucht. Botteron wechselte in die deutsche Bundesliga, zum 1. FC Köln. Er war da schon 26 Jahre alt, im besten Fussballalter zwar, aber angesichts seines Talents setzte er spät an zu seiner Auslandskarriere.
In Köln wurde Botteron umgehend zur Stammkraft unter Trainer Rinus Michels. Doch das Team war prominent besetzt – und in der zweiten Saison bei den “Geissböcken” war zwichen den Tony Woodcocks, Rainer Bonhofs, Klaus Fischers und Klaus Allofs auch angesichts der Beschränkung auf zwei Ausländer plötzlich immer seltener Platz für René Botteron. Es wurde ihm vielleicht auch eine seiner Schwächen zum Verhängnis. Botteron konnte im Mittelfeld spielbestimmend sein, den Rhythmus angeben, viele Lösungen finden, aber er war nicht der Mann, der in den Abschluss zog – und einer, der nur selten Tore erzielte. Immerhin hatte er mit dem 1. FC Köln einige wichtige Auftritte: Im Oktober 1980 gewannen die Deutschen beim FC Barcelona im UEFA-Cup auswärts im Camp Nou gleicht mit 0:4, im Februar 1981 tat er mit seinen Clubkollegen Woodcock und Torhüter Toni Schumacher mit einer Weltauswahl zu einem Spiel in Rom gegen Italien an – und im Frühjahr 1981 gabs im Müngersdorfer Stadion im UEFA-Cup-Viertelfinal einen 3:2 Erfolg gegen Standard Lüttich.

Botteron schien bei den Belgiern bleibend gute Erinnerungen hinterlassen zu haben, denn in der Winterpause 1981/1982, als er in Köln nurmehr selten zum Einsatz kam, kam es zu einem Leihgeschäft. Und der Glarner sollte in Belgien das wohl aufregendste halbe Jahr seiner Karriere erleben. Standard Lüttich wurde belgischer Meister – und sorgte im Europacup der Cupsieger für internationales Aufsehen. Nach Erfolgen über den FC Porto im Viertelfinal und Dinamo Tiflis im Halbfinal stand das Team von Trainer Raymond Goethals im Endspiel, in dem der FC Barcelona als Gegner gleichsam der Gastgeber war im mit 90’000 Menschen nicht ausverkauften Camp Nou.
René Botteron spielte an diesem 12. Mai 1982 im linken Mittelfeld, wie meistens in seiner Karriere, obwohl er sich selbst gerne noch etwas zentraler gesehen hätte. Guy Vandersmissen brachte Standard sogar in der 8. Minute in Führung, doch die Katalanen kamen durch Allan Simonsen und Quini doch noch zum Erfolg. Botteron war der erste Schweizer in einem europäischen Endspiel gewesen und machte eine solide Partie. Grosse Erinnerungen daran hat er nicht. Das 2:1 von Quini ist ein ein schnell ausgeführter Freistoss, von den TV-Kameras kaum festgehalten.

René Botteron (unten, ganz links) vor dem Finalspiel des Europacups der Pokalsieger im Camp Nou gegen den FC Barcelona

Lüttich, das wie die belgische Nationalmannschaft mit einer von Eric Gerets organisierten Abseitsfalle die gegnerischen Offensivlinien zur Verzweiflung bringen konnte, hätte Botteron gerne im Kader behalten – doch es konnte sich den Schweizer aus finanziellen Gründen nicht leisten. In Köln bat man Botteron, den bestehenden Vertrag freiwillig aufzulösen, und der stets höfliche und zurückhaltende Glarner willigte ein. Später bereute er diese Entscheidung – er war wohl über den Tisch gezogen worden. Es blieb ihm noch die Option, eine weitere Saison in der Bundesliga, beim 1. FC Nürnberg, anzuhängen, ehe er 1983 in die Schweiz zurückkehrte.
Doch beim FC Basel waren die goldenen Jahre unter Helmut Benthaus schon vorbei, der Trainer war zum VfB Stuttgart weitergezogen – und die Basler versuchten krampfhaft, mit teuren Transfers den Anschluss zu halten. So richtig gelingen mochte das nicht mehr, ein Jahr nach Botteron Rücktritt, der nach einer schweren Knieverletzung unumgänglich wurde, musste der finanziell komplett ausgelaugte FC Basel sogar in die Nationalliga B absteigen.
In seinem Basler Fussballherbst war Botteron im Frühjahr 1986 noch einmal Nationalspieler geworden – nach fast vierjährigem Unterbruch. Am 6. Oktober 1982 hatte er als Spieler des 1. FC Nürnberg und als Schweizer Captain, der er zwischen 1979 und 1982 meisten war, sein bis dahin letztes Länderspiel bestritten, ein 0:3 in der EM-Qualifikation in Brüssel gegen Belgien. Aus der Presse erfuhr er danach, dass er im Team von Paul Wolfisberg künftig nicht mehr berücksichtig würde.
1974 hatte seine Länderspielkarriere bei einem Testspiel in Malmö gegen Schweden (0:0) unspektakulär begonnen, zwei Tore gelangen Botteron in 65 Länderspielen nur, eines davon auf einen Penalty im Testspiel gegen Deutschland am 10 September 1980 in Basel zum 2:3 in der 88. Minute, das andere zu einem Testspielsieg im März 1981 in Bratislava gegen die Tschechoslowakei. Es war eine Generation von Internationalen, die es nie an eine internationale Endrunde schaffen sollte.
Dennoch gehört René Botteron zu jenen Spielern, die durch ihre Art, ihr Können und ihre Erfolge auf Clubebene zu den Legenden des Schweizer Fussballs zählen. Nach seinem Karriereende hat sich Botteron mit Ausnahme eines kurzzeitigen Engagements als Juniorentrainer beim FC Zürich 1992 nicht mehr gross mit Fussball befasst, bloss noch als kritischer Konsument aus er Distanz. Er blieb an seinem letzten Arbeitsort hängen, wohnt in Riehen und arbeitete für eine Privatbank in Basel.

René Botteron – 17. Oktober 1954

Nationalmannschaft: 65. Länderspiele, 2 Tore

Vereinsstationen:
1963 – 1973 FC Glarus
1973 – 1980 FC Zürich
1980 – 1982 1. FC Köln
1982 – 1982 Standard Lüttich
1982 – 1983 1. FC Nürnberg
1983 – 1987 FC Basel

Vereinserfolge:
Schweizer Meister: 1974, 1975, 1976 (mit dem FC Zürich)
Schweizer Cupsieger: 1976 (mit dem FC Zürich)
281 Spiele in der NLA, 46 Tore
71 Spiele in der deutschen Bundesliga, 4 Tore
Belgischer Meister 1982 (mit Standard Lüttich)