Für den Landsgemeinde-Samstag 01. Mai 2021 plant der FC Glarus einen “Legenden-Tag” im Buchholz. Dazu werden alle aktuellen und ehemaligen Vereins-Mitglieder (Junioren, Aktiv-Spieler, Funktionäre, Helfer, etc.) eingeladen. Geplant ist eine Ausstellung mit alten Bildern, Trikots, Pokalen, u.v.m.. Weiter werden die grossen Legenden wie Fritz Künzli, René Botteron, Paul Fischli, u.a. eine etwas grössere Plattform erhalten. Sofern Covid-19 mitspielt, wird der “Legenden-Tag” am Landsgemeinde-Samstag 2021 von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr im Buchholz in Glarus stattfinden. Im Anschluss wird die 1. Mannschaft noch ihr Heimspiel gegen den FC Flawil austragen. Wir möchten euch in den nächsten Wochen und Monaten jeweils “Legenden” des FC Glarus vorstellen, welche unseren Club geprägt haben, oder welche mal für den FC Glarus spielten und neben dem Rasen sportliche oder berufliche Erfolge feiern konnten.

Als 15. Legende dürfen wir euch heute Remo Pesenti vorstellen.
Remo Pesenti durchlief die Junioren-Abteilung des FC Netstal, eher er 1990 zu den B-Junioren des FC Glarus wechselte. In der Saison 1992/1993 gab er als 18jähriger sein Debut in der 1. Mannschaft des FC Glarus, welche damals in der 1. Liga spielte. Daraufhin gehörte er während drei Jahren zum Stamm der 1. Liga-Mannschaft des FC Glarus. Im Jahre 1996 wechselte er vom FC Glarus in die NLB zum FC Schaffhausen. Mit dem FC Schaffhausen stieg er im Jahr 2004 in die Super League (NLA) auf. Dort führte er den FC Schaffhausen als Captain bis zum Ende der Saison 2005/2006 auf den Platz. Insgesamt spielte er 39 Spiele in der Super League (NLA) und schoss dabei drei Tore.
Er ist verheiratet und wohnt mit seiner Frau und seinen drei Kindern (zwei Söhne, eine Tochter) in Diessenhofen. Er arbeitet als Berufsfachschullehrer an der Handelsschule KV Schaffhausen und unterrichtet dabei die Fächer Detailhandelskenntnisse, Gesellschaft und Wirtschaft. In der Saison 2018/2019 trainierte er das 2. Liga Team des FC Diessenhofen und erreichte den hervorragenden 4. Schlussrang.

Remo Pesenti als B-Junior in der Saison 1990/1991
Mai 1995 – Remo Pesenti, Ernst Wirz, Patrick Salgado

Wie sah Deine Karriere beim FC Glarus aus?
Meine Karriere beim FC Glarus begann mit dem Wechsel vom FC Netstal zum FC Glarus bei den B-Junioren. Das Problem war, dass wir in Netstal zwar viele Kühe, aber keine Junioren in meiner Altersgruppe hatten. So «musste» ich zum grossen FC Glarus wechseln. Kurt Heller, der damalige B-Junioren-Trainer, hat aber dafür gesorgt, dass ich mich auch beim FC Glarus sehr wohl gefühlt habe. Da die erste Mannschaft beim Start zur Rückrunde in der 1.Liga in der Saison 92/93 unter Elmar Landolt einige verletzte und gesperrte Spieler zu beklagen hatte, kam ich wie die Jungfrau zum Kind als 18-Jähriger zum Erstliga-Debüt. Dass dies dann gerade im Derby gegen den haushohen Favorit Tuggen der Fall war, hat mich dann speziell motiviert. So viel ich weiss, waren wir auf dem letzten Platz und reisten als Opfer nach Tuggen… (Fortsetzung unten). So fand ich meinen Platz in der Start-Elf des FCG und spielte 3 ½ Jahre in der 1.Liga bis ich dann zum FC Schaffhausen in die damalige Nationalliga B (heute Challenge-Ligue) wechselte.

Magst Du Dich noch an Dein erstes Training oder Spiel erinnern?
Ja, natürlich vergisst man gewisse Geschichten nicht mehr. Das war eben zum Start dieser genannten Rückrunde Saison 92/93 unter dem Trainer Elmar Landolt. Wie bereits erwähnt, war das Kader in diesem Moment so klein, dass ich bereits ein paar Tage vor diesem Spiel zum Training der ersten Mannschaft aufgeboten wurde. Beim Abschlusstraining und da beim Abschlussspiel gab mir Elmar die Aufgabe, ihn bei diesem Spiel möglichst abzumelden. Er wollte wohl schauen, ob ich einigermassen für so ein Spiel einsatzbereit wäre. Elmar hat dann in diesem Trainingsspiel nicht viele Bälle berührt und ich rutschte am folgenden Tag mit grosser Überraschung in die Startelf (viel mehr waren wir ja auch nicht) – danke Elmar für das Vertrauen. Meine Aufgabe war dann auch klar. Ich wurde, wie übrigens auch in den folgenden Spielen, als Manndecker für den Spielmacher (in diesem Fall war es «Federli», der grosse Techniker aus Tuggen) eingesetzt. So wollte ich dann meine Chance auch nutzen, wenn ich schon mal da war und habe «Federli» beinahe die Kleider auf dem Feld ausgezogen. Später meinte er dann mal, dass er so etwas nie wieder erlebt habe. So kam es, dass wir gegen den haushohen Favoriten auswärts einen Punkt holten. Und so gab ich meine Position in der Startelf nicht wieder her. 

Was war Dein sportlich grösster Erfolg oder erzähl uns etwas über Dein schönstes Erlebnis?
Einerseits war es das erste Tor in der ersten Mannschaft des FC Glarus. Wie erwähnt, lagen wir zum Start der Rückrunde 92/93 auf dem letzten Platz der 1.Liga-Meisterschaft. Wir steigerten uns, aber es kam beim letzten Spiel der Meisterschaft in Herisau zum Showdown. Wir mussten das Spiel gewinnen, um uns überhaupt für die Relegationsspiele zu qualifizieren. Aus irgendeinem unbekannten Grund habe ich mich bei einer offensiven Standardsituation in den Strafraum verirrt und der Ball fand den Weg auf meinen Kopf und das Ding rollte tatsächlich über die Linie. Hätte es keine Gitter um den Fussballplatz gehabt, wäre ich noch heute am Rennen und Jubeln. So gewannen wir dieses Spiel und sicherten uns dann in der Relegation den Ligaerhalt. Leider hat dann Elmar seine Karriere beendet, aber dafür lernte ich eine weitere «Trainerlegende» mit Ernst Wirz kennen.
Auch in starker Erinnerung bleibt mir das Aufstiegsspiel von der Challenge-League in die Superleague mit dem FC Schaffhausen gegen Chiasso. Zuerst wirbelte uns der damalige Chiasso- und spätere Mönchengladbach-Spieler so richtig durcheinander. Aber am Schluss hat uns euer aktueller Sportchef, Daniel Senn, kurz vor dem Abpfiff mit dem Treffer zum 3:2 den Weg ins Oberhaus beschert. Denke ich daran, stehen mir noch immer alle Haare zu Berge. Du stehst da auf dem Feld, alle Bänne brechen, die Zuschauer stürmen aufs Feld und du checkst, dass da ein Kindheitstraum in Erfüllung geht und du in die höchste Schweizer Liga aufsteigst. Emotionen pur!!! Dass ich dann anschliessend auch noch Captain dieses Teams werden durfte, hat mich mit viel Stolz erfüllt.

Welcher Mitspieler oder Trainer hat Dich am meisten beeindruckt oder geprägt und weshalb?
Beeindruckt und geprägt haben mich fast alle Trainer. Kurt Heller als leidenschaftlicher Juniorentrainer, der uns mit seiner sehr menschlichen und liebenswerten Art, behutsam weiterentwickelt hat. Dann Elmar Landolt, der mir als sehr junger Spieler ein grosses Vertrauen gegeben hat, damit ich mich so entwickeln konnte. Ernst Wirz mit seiner verbissenen und motivierenden Art, der mir vermittelt hat, dass es nur ein schöner Tag ist, wenn du vorher beim Fussball gewonnen hast. Und am Schluss natürlich Jürgen Seeberger beim FC Schaffhausen. Er kannte zwar «nur» Fussball – ein Leben daneben gibt es nicht – , aber dafür hat er gelebt und uns diesen Fokus zumindest bis zu Spielende vermittelt. So nehme ich von vielen Trainern etwas für mein Leben mit.

Bist Du mit dem FC Glarus noch verbunden oder hast Du noch Kontakt zu ehemaligen «Legenden»?
Regelmässigen Kontakt nicht, aber wenn man im Glarnerland ist, trifft man immer mal wieder den ein oder anderen an. So freue ich mich, wenn ich Koni in einem Bergrestaurant oder Massimo irgendwo beim Fischen antreffe.

Erzähl uns doch noch eine Anekdote aus Deiner Zeit beim FC Glarus?
Vor einem Auswärtsspiel gegen den FC Altstätten war ich von der Fahrt sehr ermüdet und konnte mir gar nicht vorstellen, dass ich bald Gas geben müsste. So hat mir Markus Hagmann – übrigens mit Abstand der beste Co-Trainer, den ich in meiner ganzen Laufbahn erlebt habe – empfohlen, dass ich doch einen schwarzen Kaffee trinken sollte. Als Anti-Kaffee-Trinker habe ich dann das Ding runtergewürgt. Am Ende siegten wir 3:1 und ich erzielte zwei Tore. So wurde dieser Kaffee zu einem Ritual vor den Spielen.
Dann noch was zu den Trainingsmethoden von Ernst Wirz: Wenn ich jeweils an Trainerweiterbildungen bin, erinnere ich mich immer wieder mit Schaudern an unser Winter-Konditionstraining unter Trainer Ernst Wirz. Er war ja bekannt, dass man bei ihm laufen lernt. Das taten wir. Aber er war meist gar nicht der Antreiber, sondern das Team hat sich jeweils beim obligaten Dauerlauf via Ennenda – Ennetrösligen – Buchholz selbst beinahe totgelaufen. So waren es die Herren Salgado, Micheroli, Baumann welche beim Schlussfurioso (Aufstieg beim Rückweg von der Badi Glarus bis ins Stadion Buchholz) so richtig die Bremsen lösten und die letzten 5min das Tempo so steigerten, dass wohl bei der Ankunft alle dachten, dass sie sterben müssten. Da waren 6-7 Spieler dabei, welche sich im besten Willen nicht abschütteln liessen. Stärker hat es uns gemacht, aber wohl nicht gesünder.

Werden wir Dich am Legendentag im Buchholz antreffen?
Ja, wenn man schon mal wieder alte Emotionen wachrütteln kann, dann werde ich dies auch tun und dabei sein.