Wir schreiben den Sonntag 20. November 1988. Der FC Glarus empfängt am 19. Spieltag der NLB Gruppe Ost den glorreichen FC Zürich, welcher eine Saison zuvor aus der NLA abgestiegen ist.

Der FC Glarus spielte mit folgender Aufstellung: Zoran Markov, Willy Scheepers, Carlo Ramensperger, Herbert Noser, Antonio Paradiso, Elmar Landolt, Koni Gabriel, Daniel Berger (74. Daniel Mann), André Bär, Peter Lötscher (74. Daniele Biasco), Gianni Di Renzo. Trainer des FC Glarus war zu diesem Zeitpunkt Wolfgang Frank.

Der Gegner aus Zürich trat mit folgender Aufstellung an: Stefan Knuttli, Norbert Eder, Mario Uccella, Ruedi Landolt, Vincent Fournier, René Müller (88. Salvatore Andracchio), Marcel Raducanu, Daniele Moro, Ercument Sahin, Christoph Gilli (76. Michel Maiano), Salvo Paradiso. Trainer des FC Zürich war Hannes Bongartz.

2’100 Zuschauer wollten dieses Spektakel nicht verpassen. Nach 90 Minuten hiess es 1:2 für den FC Zürich. Die Torschützen waren Ercument Sahin (24. Minute), Gianni Di Renzo (26. Minute) und Marcel Raducanu (80. Minute).

Fussball-Kennern wird ein Name in der Aufstellung des FC Zürich besonders ins Auge gestochen sein. Norbert Eder.

Norbert Eder liess damals beim FC Zürich seine glorreiche Karriere beim FC Zürich ausklingen.

Im Matchprogramm des FC Glarus (ja, damals zu NLB-Zeiten gab es noch ein 66 Seiten langes Matchprogramm für jedes Spiel) wurde Norbert Eder dann auch extra vorgestellt:

Norbert Eder, der “Vize-Weltmeister”

“Hier, beim FCZ, hat es so viele junge Spieler, da wird man selber nochmals jung”. Das sagt schmunzelnd Norbert Eder, der “Vize-Weltmeister” mit seinen 32 Jahren (im Jahr 1988). Als Verteidiger von Bayern München galt er als einer der zuverlässigsten und seriösesten Bundesliga-Profis. Das war auch der Grund, warum ihn Franz Beckenbauer (damals Bundestrainer von Deutschland) vor zwei Jahren (WM 1986 in Mexiko) in einer Blitzaktion zehn Tage vor der WM in die Mannschaft holte, wo er sich sofort einen Stammplatz erkämpfte. Er, Toni Schumacher und Lothar Matthäus waren dann die einzigen, die alle sieben Spiele bestritten, in Finale kamen und Vize-Weltmeister wurden.
Norbert Eder ist Verteidiger, war in der Nationalmannschaft neben Förster “Manndecker”, integrierte sich in Anpassung an den Gegner auch schon im Mittelfeld. Zur WM in Mexiko sagt er heute: “es war eine kurze, aber sehr schöne Zeit”. Er blickt auch stolz auf 286 Bundesliga-Einsätze (und 147 Spiele in der 2. Bundesliga) zurück. Zuerst beim 1. FC Nürnberg, wechselte er vor vier Jahren (1984) zu den Bayern, wo er an allen Erfolgen in Meisterschaft, DFB-Pokal und Europacup beteiligt war.
Jetzt sah er sich anderweitig um, hatte Offerten von Bayer Uerdingen (heute KFC Uerdingen), vom Bundesliga-Aufsteiger Stuttgarter Kickers und aus Frankreich von Müllhausen. Über seinen ehemaligen Mitspieler Lars Lunde wurden auch Kontakte in die Schweiz geknüpft. Mit dem FC Sion war schon ein Verhandlungstermin in München festgelegt, als er hörte, dass Hannes Bongartz neuer Trainer beim FCZ sei. Das gab den Ausschlag. Eder: “ich habe gegen ihn noch gespielt. Mit ihm hat der FCZ einen Glücksgriff getan, er ist ein junger, dynamischer Trainer, der seinen Weg machen wird”.


Norbert Eder im Trikot des FC Bayern München für die er von 1984-1988 spielte

Ein Jahr, bevor er zum FC Zürich wechselte, und somit Gegner des FC Glarus wurde, stand er im Finale des Europapokals der Landesmeister 1987 (Champions-League Finale), welches er mit dem FC Bayern München gegen den FC Porto mit 1:2 verlor.

Biografie von Norbert Eder:
Nach zehn Jahren beim Jugendverein VfR Bibergau wechselte Eder als 18-Jähriger im Dezember 1973 zum 1. FC Nürnberg, mit dem er 1974 Deutscher A-Jugendmeister wurde. Sein Profi-Debüt gab er am 28. August 1974. Bis 1984 absolvierte er 300 Ligaspiele und erzielte dabei 28 Tore für den „Club“, mit dem er 1979 und erneut 1981 in die Bundesliga aufstieg. In der Saison 1979/80 wurde er von seinen Teamkollegen zum Kapitän des 1. FC Nürnberg gewählt.
Von 1984 bis 1988 gehörte er dem Kader des FC Bayern München an. In vier Spielzeiten absolvierte Eder 132 Ligaspiele und gewann mit seiner Mannschaft vier nationale Titel (dreimal Meister, einmal Pokalsieger). Darüber hinaus kam er zu 28 Europapokal-Spielen. Seinen einzigen Treffer für die Bayern in einem internationalen Wettbewerb markierte er am 2. März 1988 im Viertelfinal-Hinspiel des Europapokals der Landesmeister, als ihm das zwischenzeitliche 2:0 beim 3:2-Sieg gegen Real Madrid gelang. Eder gehörte dem Mannschaftsrat des FC Bayern an und stets zu den am häufigsten eingesetzten Spielern, 1985 und 1986 sogar mit den meisten Spielen.
Seine Karriere ließ er im Juni 1990 nach zwei Spielzeiten in der Schweiz beim FC Zürich, mit dem er zunächst in der Nationalliga B, dann in der Nationalliga A spielte, ausklingen.
Insgesamt absolvierte Eder 286 Spiele in der ersten Bundesliga und 147 in der zweiten Bundesliga.
1986 wurde er drei Wochen vor der Fußball-Weltmeisterschaft 1986 von Franz Beckenbauer erstmals in die A-Nationalmannschaft berufen. Sein Debüt gab er beim Testspiel gegen Jugoslawien Eder spielte neunmal im Nationaltrikot, davon siebenmal (alle Spiele als Stammspieler) bei der Endrunde der Fußball-WM 1986 in Mexiko. Sein letztes Spiel war das WM-Finale gegen Argentinien, bei dem die DFB-Elf Vizeweltmeister wurde.
Eder galt als harter, aber stets fairer Abwehrspieler. Umso bemerkenswerter ist die Tatsache, dass er nur einmal – am 27. September 1986 (8. Spieltag) in der 61. Minute beim 1:1-Unentschieden bei Werder Bremen – die Rote Karte gezeigt bekam.
Norbert Eder starb am 2. November 2019 nach langer Krankheit im Alter von 64 Jahren.

Am 20. November 1988 war dies eine Sensation, dass ein Vize-Weltmeister im Buchholz spielte. Was die Fans und Verantwortlichen damals noch nicht ahnten, dass nur ein halbes Jahr später gar ein zweifacher Vize-Weltmeister (WM 1982 & 1986) und Europameister (EM 1980) in ihre eigenen Reihen spielen würde. Die Rede ist hier von Hans-Peter Briegel.