Am 15. November 2009 wurde die U17 Nationalmannschaft der Schweiz in Nigeria U17 Weltmeister. Mit dabei war auch der ehemalige FC Glarus Junior André Caetano Gonçalves, der an der Weltmeisterschaft in jedem Spiel eingesetzt wurde und auch im Final-Spiel zum Einsatz kam.
Nigeria : Schweiz 0:1 (0:0)
National Stadium, Abua/Nigeria – 64’000 Zuschauer
Schweiz: Siegrist, Martignoni (68. Minute Caetano Goncalves), Chappuis, Veseli (78. Minute Hajrovic), Rodriguez, Xhaka (90. Minute Nimeley), Buff, Kasami, Kamber, Seferovic, Ben Khalifa
Nigeria: Paul, Oliha, Chukwudi, Omeru, Aliyu, Egbedi (71. Minute Kayode), Azeez, Ajagun, Envoh, Omeruo, Emmanul (77. Minute Otubanjo)
Tor: 63. Minute Seferovic 0:1
Die folgende Story stammt aus dem Buch “das goldene Buch des Schweizer Fussballs” (ISBN: 978-3-7245-2043-6):
Mit einer herausragenden Spielergeneration reiste die Schweiz an die aufwendig vorbereitete U17-Weltmeisterschaft 2009 in Nigeria. Sie gewann alle Gruppenspiele, den Achtel-, Viertel- und Halbfinal und bezwang im Endspiel den Gastgeber dank einem Kopfballtreffer von Haris Seferovic mit 1:0. Die Schweiz wurde sensationell Weltmeister.
Erstmals ist die Schweiz Fussballweltmeister. Die U17 löste mit ihren Auftritten in Nigeria eine Euphorie in der Heimat aus. Mit Ricardo Rodriguez, Granit Xhaka, Pajtim Kasami, Haris Seferovic und Nassim Ben Khalifa schaffen es mehrere Spieler später ins A-Nationalteam.
Haris Seferovic steht genau richtig. Er muss eigentlich nur warten, bis der von Oliver Buff im hohen Bogen und mit viel Drall geschlagene Eckball den Weg auf seinen Kopf findet. Er trifft den Ball perfekt und zielt in die von ihm weiter entfernt liegende Torecke. Nigerias Torhüter Paul ist geschlagen. Die Schweizer U17 führt in der 63. Minute mit 1:0. Es sollte das goldene Tor dieses Abends im ausverkauften National Stadium von Abuja bleiben. 64’000 nigerianische Zuschauer ziehen enttäuscht ab – und die Schweizer feiern einen sporthistorischen Moment, den ersten WM-Titel der Verbandsgeschichte.
Die Schweizer Auswahl um Coach Dany Ryser hat sich bei diesem Turnier in einen Rausch gespielt und gewinnt am Ende alle sieben Partien dieser FIFA-U17-Weltmeisterschaft. In der Heimat hat sich grosse Euphorie breit gemacht, den Final verfolgen Hunderttausende an den Fernsehgeräten. Sie sehen, wie die jungen Fussballer in Rot-Weiss am Anfang gegen die entfesselten Nigerianer unter durch müssen. Der gross gewachsene Torhüter Benjamin Siegrist hält die Schweizer mit sicheren Paraden im Spiel, doch die Nigerianer bleiben das bessere Team, auch wenn sie nun nicht mehr zu den ganz grossen Chancen kommen. Die Schweizer tauchen nur selten vor dem gegnerischen Tor auf, Pajtim Kasami sieht seinen Schuss in der Nachspielzeit der ersten Hälfte gehalten.
Nach der Pause steigern sich die Schweizer für eine starke Viertelstunde. Sie haben schon Chancen, ehe Seferovic in der 63. Minute trifft. Es folgen bange Momente in der verbleibenden knappen halben Stunde. Yusuf Otubanjo, kurz zuvor für den nigerianischen Star und Spieler des Turniers, Sani Emmanuel, eingewechselt, trifft in der 78. Minute nur die Querlatte, es kommen noch weitere Chancen dazu. Doch Siegrist, der später zur Recht mit dem goldenen Handschuh als bester Torhüter des Turniers ausgezeichnet wurde, und die rot-weisse Defensive können die Null halten. Nach 92. Minuten ist Schluss. Die Schweiz ist Weltmeister.
Auch wenn dieser WM-Titel eine fussballerische Sensation war, blosser Zufall war der Erfolg in Nigeria nicht. Er war eine nächste Konsequenz der jahrelangen Aufbauarbeit, die der Schweizerische Fussballverband in der Nachwuchsförderung seit 1996 betrieben hat und der mit dem U17-EM-Titel 2002, mit der Halbfinalqualifikation der U21 2002 und der Teilnahme an der U20-WM 2005 in Holland erste Früchte getragen hatte. Dazu kam, dass der SFV nie zuvor eine Auslandexpedition eines seiner Auswahlteams so akribisch vorbereitet hatte wie diese Reise ins afrikanische WM-Land. Punkto Sicherheit, medizinischer Betreuung und Verpflegung wurde grosser Aufwand betrieben – die Mannschaft sollte sich in einem sorgenfreien Umfeld bewegen können und hat die Bemühungen entsprechend honoriert.
Die Schweizer schalteten im Verlauf des Turniers traditionell starke Nachwuchsnationen wie Mexiko (2:0) oder Brasilien (1:0) aus, sie schlugen in den K.-o.-Spielen den amtierenden Europameister Deutschland mit 4:3 in der Verlängerung und liessen sich auch von Italien (2:1) und Kolumbien (4:0) nicht bremsen. Und sie hielten der Belastung stand, im Final gegen den Gastgeber antreten zu müssen, der von 64’000 euphorischen Fans lautstark unterstützt wurde.
Spieler wie Captain Frédéric Veseli (Manchester City), Torhüter Benjamin Siegrist (Aston Villa), Pajtim Kasami oder Sead Hajrovic (Arsenal London) spielten schon zum Zeitpunkt der U17-Weltmeisterschaft in ausländischen Akademien. Andere wie Nassim Ben Khalifa oder Haris Seferovic folgten bald nach dem Turnier. Andere wie Granti Xhaka, Ricardo Rodriguez, Janick Kamber oder Oliver Buff hatten mehr Geduld, setzten sich alsbald in der nationalen Super League durch. Mit Ben Khalifa, Xhaka, Kasami, Rodriguze und Seferovic schafften vier Spieler den Sprung ins Schweizer A-Nationalteam, Hajrovic entschied sich später für die bosnische Auswahl. “Es war die beste Mischung aus Talent und Persönlichkeit, die ich bisher im Schweizer Nachwuchsbereich gesehen habe”, sagte Peter Knäbel, der damalige Technische Direktor des SFV.
Die Basis zu ihrem WM-Triumph in Nigeria hatte die Schweizer einige Monate zuvor bei der U17 Europameisterschaft in Deutschland gelegt. Dort schieden sie zwar im Halbfinal gegen die Niederlande aus, doch sie spürten, wie Mittelfeldspieler Oliver Buff später erzählte, dass “hier eine ganz besondere Spielergeneration am Werk ist”. An jener EM gelangen dem Schweizer Team von Trainer Dany Ryser in einer starken Vorrundengruppe Erfolge gegen Italien, Frankreich und Spanien – sie stärkten das Bewusstsein, mit den allerbesten Teams nicht nur mithalten, sondern sie auch schlagen zu können. Mit diesem Selbstverständnis reisten die Schweizer im November 2009 nach Nigeria – und kamen mit dem ersten WM-Pokal der Schweizer Fussballgeschichte wieder nach Hause.
Wie bereits geschrieben war auch ein Glarner mit dabei. André Caetano Gonçalves lernte das Fussball-ABC beim FC Glarus, ehe er im D-Junioren-Alter zum FC Rapperswil-Jona und danach zum FC Zürich wechselte. Ab der U16 gehörte André der Schweizer Fussball-Junioren-Nationalmannschaft an, mit der er in sämtlichen Stufen zum Kader gehörte. Höhepunkt seiner Nationalmannschafts-Karriere war der U17-Weltmeister-Titel 2009 in Nigeria. André kam dabei in sämtlichen Spielen zum Einsatz.
Er war mehrere Jahre Fussballprofi in der Challenge League (NLB) beim FC Aarau und beim FC Schaffhausen. Seit Sommer 2019 spielt er wieder im Glarnerland in der 1. Liga beim FC Linth 04, wo er unangefochtener Stammspieler ist.