Endlich ging es am Dienstag 23. Juni 2020 mit dem Spielbetrieb beim FC Glarus nach der dreimonatigen Corona-Zwangs-Pause wieder los. Alle (Spieler, Verantwortliche und Fans) waren voller Vorfreude auf das erste Testspiel der 1. Mannschaft des FC Glarus (3. Liga). Der sommerliche Abend war wie gemacht für ein Testspiel. Als Gegner wartete kein Geringerer, als die 1. Mannschaft des FC Linth 04 (1. Liga). Rund 200 Zuschauer liessen sich dieses Spektakel nicht entgehen.
Der FC Linth 04 versuchte von Anfang an das Spieldiktat an sich zu reissen. Sofort merkten die Glarner, dass das Spieltempo höher war, als dass sie es sich normalerweise gewohnt waren. Die Spieler waren jedoch motiviert und wollten sich so teuer wie möglich verkaufen. Dementsprechend bekamen es die Spieler des FC Linth 04 in den ersten paar Minuten zu spüren. Zwischen der ersten und der 15. Minute wurde die Pfeife des Schiedsrichters stark beansprucht. Wobei man fairerweise auch schreiben muss, dass die Glarner nicht überhart einstiegen. Sie hinderten zwar teilweise regelwidrig die Linth-Spieler am Vorbeikommen, aber es bestand nie eine Verletzungs-Gefahr für die gegnerischen Spieler. Der Schiedsrichter sah sich während den ganzen 90 Minuten nie gezwungen auch nur ansatzmässig eine Karte zu ziehen.
Obwohl die Glarner von Anfang an dem Gegner paroli bieten wollten, konnten sie die Null nur sechs Minuten lang halten. Ein Angriff über die linke Seite des FC Linth 04 führte zu einer Flanke in den Strafraum, welche der Torwart des FC Glarus, Rinor Kurtishaj, wegfausten konnte. Zum Leidwesen der Glarner geriet diese Faustabwehr etwas kurz und landete genau in den Füssen eines Spielers des FC Linth 04. Dieser sah die Chance sofort und zog aus 25 Meter ab. Somit führten die Gäste nach sechs Minuten bereits mit 0:1.
Dem FC Glarus muss zugute gehalten werden, dass er mit spielerischen Mitteln versuchte vor das gegnerische Tor zu gelangen. In den meisten Fällen versuchen unterklassige Vereine in solchen Situationen ihr Glück mit langen Bällen zu erzwingen. Die Stadt-Glarner versuchten jedoch das Spiel von hinten heraus über ein geordnetes Mittelfeld aufzuziehen. Der Klassenunterschied war dann jedoch spätestens auf der Höhe der Mittellinie ersichtlich. Hier sind jedoch zwei Glarner Spieler speziell zu erwähnen, welche sich beim Spielaufbau von ihren Mitspielern abheben konnten: Gianluca Zimmermann und David Dovicak. Konnte sich der Gastgeber mal in die gegnerische Hälfte spielen, so hatten sicherlich die beiden Spieler jeweils ihre Füsse im Spiel.
Nach 13 Minuten konnte sich der linke Flügelspieler des FC Linth 04 erneut freispielen und den Ball in den Strafraum flanken. Leider unterlief der Glarner Torhüter den Ball und der Linth-Stürmer am zweiten Pfosten musste nur noch den Kopf hinhalten. So hiess es nach knapp einer Viertelstunde bereits 0:2.
In der 26. Minute konnten sich die Spieler aus Glarus-Nord für einmal durch das Zentrum kombinieren. Aus diesem Angriff resultierte das 0:3. Danach nahm der FC Linth 04 etwas Tempo aus seinem Spiel, behielt jedoch die Kontrolle über das Spielgeschehen.
Erst in der 40. Minute konnten die Gäste das Score auf 0:4 erhöhen. Ein erneuter Angriff über die linke Seite stand am Ursprung dieses Gegentores. Bei der Flanke in den Strafraum zögerte der Glarner Torhüter ein wenig, was der Stürmer des FC Linth 04 dankend annahm und den Ball per Kopf in die Maschen des Glaner-Tores drückte.
Nur zwei Minuten später konnte der FC Linth 04 das 0:5 schiessen. Die Stadt-Glarner konnten den Ball nicht aus der Zone 1 befreien. Ein Fehlpass landete rund 25 Meter vor dem Glarner Tor unglücklich in den Füssen des Gegners. Dieses Geschenk nahmen die Gäste dankend an.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit konnte sich der in der Pause eingewechselte Torhüter Patrik Horner mehrmals auszeichnen. Erst in der 56. Minute musste er sich das erste Mal geschlagen geben. Somit hiess es 0:6 für den FC Linth 04.
In dieser Phase konnte sich die Abwehr des FC Glarus ein paar Mal auszeichnen, als sie die Stürmer des FC Linth 04 mehrfach ins Offside laufen liessen. Dies war vor allem dem Umstand geschuldet, dass ausnahmsweise bei einem Spiel des FC Glarus nebst dem Schiedsrichter auch wieder Schiedsrichter-Assistenten an den Seitenlinien standen (der Grund dafür war, dass bei einem Spiel gegen einen 1. Ligisten immer mit Schiedsrichter-Assistenten gespielt wird). Ob dieses Mittel in der 3. Liga dann gleich gut funktioniert, wie im Spiel gegen den Kantonsrivalen, wenn dann der Schiedsrichter ohne Assistenten entscheiden muss, sei in Frage zu stellen?
Nur vier Minuten nach dem 0:6 konnte der FC Linth 04 das Score um ein Tor erhöhen. Wie beim 0:6 erfolgte der Angriff über die rechte Seite. Genau gleich wie vier Minuten zuvor konnte dieser den linken Flügelspieler anspielen, welcher von der Glarner Verteidigung komplett am zweiten Pfosten vergessen wurde und entsprechen frei stand. Im Gegensatz zum 0:6 schloss dieser nun den Angriff nicht direkt ab, sondern passte den Ball flach und mit grosser Wucht ins Zentrum. Die Stadt-Glarner Abwehr warf sich in diesen Pass, was zur Folge hatte, dass ein Spieler des FC Glarus den Ball unglücklich berührte und dieser so den Weg ins Tor fand.
Danach wurde auf beiden Seiten fleissig gewechselt. 13 Wechsel zählte der Chronist auf beiden Seiten. Beim FC Linth 04 kam unter anderem mit Domingo Baumhackl ein ehemaliger Junior des FC Glarus zum Einsatz. Beim FC Glarus sind an dieser Stelle sicherlich die beiden jungen Spieler zu vermerken, welche noch bei den B-Junioren einsatzberechtigt wären: Ailton Dervishi und Franco Elmer.
Der grosse Star auf dem Platz war aber die Trikot-Nummer 2 des Gastes. Dabei handelte es sich um André Gonçalves Caetano. Für den U17 Weltmeister war es eine Heimkehr an die alte Wirkungsstätte. So begann André seine Karriere vor mehr als 20 Jahren bei den F-Junioren des FC Glarus, bevor er seinen Heimatverein im D-Junioren Alter zuerst in Richtung Rapperswil-Jona verliess. Seine weiteren Karrierestationen waren der FC Zürich (NLA), FC Aarau (NLB) und der FC Schaffhausen (NLB).
Die Gastgeber mussten feststellen, dass gewisse Spielzüge, welche in der 3. Liga von Erfolg gekrönt wären, gegen einen Gegner aus der 1. Liga nicht funktionieren. In der Regel sind die beiden Flügelspieler Samir Reshani und Loris Künzle den Gegenspielern in Sachen Tempo überlegen und können so den Unterschied ausmachen. Im Spiel gegen den FC Linth 04 mussten sie feststellen, dass die Sache ungemein schwieriger wird, wenn der Gegenspieler gleichschnell oder gar schneller ist. Auch in punkto Grundschnelligkeit war der Klassenunterschied klar erkennbar.
Die vielen Wechsel hatten natürlich auch einen Einfluss auf das Spielgeschehen. Nun kamen nicht mehr alle Pässe so präzise bei den Mitspielern an, wie in der ersten Hälfte. Die Spieler des FC Glarus konnten in dieser Phase das Spiel auch etwas mehr ins Mittelfeld verlagern. Dennoch blieben die Gäste die spielbestimmende Mannschaft.
In der 78. Minute konnten sie das Score gar auf 0:8 erhöhen. Und in der 84. Minute war den Stadt-Glarner anzumerken, dass die Konzentration etwas nachliess. Ein simpler Pass aus der Verteidigung landete rund 16 Meter vor dem eigenen Tor in den Füssen eines Gegenspielers. Dieser liess sich nicht zweimal bitten und schoss das neunte Tor.
Nun wollten die Gastgeber um jeden Preis das “Stängeli” verhindern. Nur einmal wurde es nochmals brandgefährlich vor dem Glarner Tor. In der letzten Spielsituation vor dem Abpfiff konnte sich der linke Flügelspieler durchtanken und den Ball flach in die Mitte spielen. Gleich zwei Stürmer des FC Linth 04 verfehlten den Ball um Haaresbreite. Gleich danach pfiff der Schiedsrichter dieses Spiel ab.
Es war ein tolles Fussballerlebnis für alle. Endlich konnten wir im Buchholz wieder ein Spiel geniessen. Es war ein faires Spiel, in welchem die Glarner nur in den ersten 15 Minuten versuchten mit einer etwas zweikampfbetonten Spielweise dem Gegner den Schneid abzukaufen.
Wie bereits mehrfach erwähnt, war der Klassenunterschied zwischen der 1. Liga und der 3. Liga klar erkennbar und widerspiegelt sich auch im Endresultat von 0:9. Dem FC Glarus wurden klar die Grenzen aufgezeigt.
Weiter geht es für die Spieler der 1. Mannschaft des FC Glarus am Freitag 26. Juni 2020 um 20.00 Uhr mit einem weiteren Testspiel im Buchholz. Als Gegner wartet dann der FC Landquart, welcher auch der 3. Liga angehört. Es ist ein ausgeglicheneres Spiel zu erwarten. Wobei man Testspiel-Resultate immer mit Vorsicht geniessen muss.