Gestern haben wir auf unserer Homepage zwei Zeitungsartikel zum Thema “relativer Alterseffekt” veröffentlicht.

Gerne stellen wir euch in diesem Bericht unsere Bemühungen zu dieser Thematik vor. Uns ist wichtig ihnen hiermit aufzuzeigen, dass wir uns dieser Problematik bewusst sind und auch entsprechende Massnahmen umgesetzt haben.

Wir wollten daher vom Vorstands-Mitglied (Sportkommission) Marcel Hefti wissen, wie der FC Glarus damit umgeht?

Ist den Verantwortlichen des FC Glarus der “relative Alterseffekt” (Nachteil der Spätgeborenen) bekannt? 
Der “relative Alterseffekt” ist den Verantwortlichen des FC Glarus sehr wohl bekannt und wir geben uns alle Mühe bei der Kaderzusammenstellung dies auch zu beachten. Insbesondere ist der Umstand des “Nachteils der Spätgeborenen” den Verantwortlichen bekannt, welche für die Kaderzusammenstellung zuständig sind – Marc Eigenmann (für die G-Junioren und F-Junioren), Alessandro Cescato, Manuel Lorente und mir (für die übrigen Teams). 

Was unternimmt der FC Glarus, damit die Spätgeborenen keinen Nachteil haben, wenn es z.B. um die Kaderzuteilung geht (wer spielt in der 1. Stärkeklasse und wer spielt im 2. Stärkeklasse)?
Wir stellen als erstes die Kader in Form einer Analyse nach “TIPS” (Technik/Spielintelligenz/Persönlichkeit/Schnelligkeit – gemäss den Grundlagen des SFV) zusammen. Natürlich fliessen auch noch die Eindrücke, Einschätzungen aus den Trainings und den Spielen, so wie das von der Sportkommission eingeschätzte Entwicklungspotential des Spielers mit ein. Auch auf die Eindrücke und Erfahrungen aller Junioren-Trainer des FC Glarus greifen wir zurück. Danach schauen wir explizit auf die Geburtsdaten der Junioren in den 1. Stärkeklasse-Teams. Stellen wir fest, dass wir nur Junioren aus dem ersten Quartal oder ersten Semester dabei hätten, so schauen wir die Junioren der weiteren Teams an und schauen, ob es Spieler mit sehr gutem Entwicklungs-Potential gibt, welche im zweiten Semester, oder gar im letzten Quartal geboren wurden? Grundsätzlich gilt, sind zwei Spieler gleich stark und wir sehen in beiden Spielern das gleiche Entwicklungs-Potential, wir uns aber für einen dieser Spieler entscheiden müssen (z.B. aufgrund der Kadergrössen), so erhält der Jüngere den Vorzug. Bei der Kaderzusammenstellung schauen wir vor allem auf das Entwicklungs-Potential und erst in zweiter Linie auf die aktuellen Leistungen. 

Wie sieht die Junioren-Förderung beim FC Glarus im Detail aus?
Uns ist enorm wichtig, dass wir gut ausgebildete Trainer haben. Hier dürfen wir sicherlich von uns behaupten, dass hier der FC Glarus schweizweit eine Führungsrolle einnimmt. Es gibt wohl kaum einen Verein, in welchem fast ausschliesslich Junioren-Trainer mit Trainer-Diplomen die Junioren trainieren. So sind aktuell 14 vom Fussball Verband ausgebildete Junioren-Trainer bei uns aktiv (alle mit aktiven J&S Kindersport und/oder J&S Jugendsport Anerkennungen). Und es wären noch mehr, hätte der Corona-Virus nicht dazu geführt, dass sämtliche Trainer-Kurse bis Ende Juni 2020 abgesagt wurden. Vier weitere Junioren-Trainer hätten den SFV D-Diplom Kurs (J&S Kindersport) besucht. So hätten wir alleine bei den G-Junioren und F-Junioren (also bei den kleinsten Junioren) acht ausgebildete Trainer gehabt. Aktuell sind es immerhin vier ausgebildete Trainer. Selbst dies sucht seinesgleichen. Die vier Trainer, welche nun den einwöchigen Kurs nicht besuchen konnten, werden diesen im November 2020 nachholen. Jedes Team ab den F-Junioren trainiert zwei Mal pro Woche. Daneben bieten wir zurzeit allen Junioren ab dem E-Junioren-Alter ein freiwilliges Technik-Zusatz-Training bei Alessandro Cescato und Guido Zambelli an. Dadurch erhalten die Junioren pro Woche von zwei unterschiedlichen Trainer-Teams Inputs. Durch das Förder-Training unseres Technischen Leiters Alessandro Cescato können wir auch garantieren, dass die Trainings-Philosophie umgesetzt wird. Zudem können wir dank dem Torhüter-Trainer Yannick Zürcher jedem Torhüter ab den C-Junioren einmal wöchentlich ein separates Torhüter-Training anbieten und diese Spezialisten so gezielt fördern.
Merken wir, dass ein Junior in seiner Alterskategorie unterfordert ist, so befördern wir ihn in die nächsthöhere Altersstufe. So spielen aktuell 3 G-Junioren bereits seit August 2019 bei den F-Junioren. Zwei F-Junioren spielen bereits bei den E-Junioren. Zudem ist der stärkste C-Junior bereits ein Leistungsträger bei den B-Junioren und in der ersten Mannschaft spielen bereits zwei Spieler, welche noch im B-Junioren-Alter sind. Für uns sind die Resultate bei den Junioren zweitrangig. Im Fokus steht die Entwicklung jedes einzelnen Spielers. Klar soll jedes Team in jedem Spiel den Sieg anstreben, aber nicht um jeden Preis. Der Vorteil der frühzeitigen Beförderung von unterforderten Junioren ist, dass die anderen Junioren entsprechend mehr Verantwortung übernehmen müssen und so weitere Fortschritte machen. Des Weiteren ist es ein Ziel in jeder Junioren-Kategorie in der höchsten Spielklasse zu spielen, damit die Junioren jeden Samstag im höchsten Spielrhythmus gefordert werden. Dies beginnt bereits bei den F-Junioren. Da versuchen wir mit so vielen Teams wie nur möglich in der 1. Stärkeklasse anzutreten. Dies hat dann halt manchmal zur Folge, dass wir nicht an jedem Turnier den Turniersieg erobern. Dafür haben wir dann zwei Jahre später top ausgebildete E-Junioren. Dasselbe machen wir auch bei den E-Junioren. Auf lange Sicht ist dies die erfolgreichste Variante. Wir versuchen so langfristig wie nur möglich zu denken. Kurzfristige Erfolge interessieren uns nicht.
Wir stellen unseren Trainern top Trainingsmaterial zur Verfügung. Nichts ist demotivierender, als kaputte Bälle und kaputtes Übungsmaterial. Hier investieren wir viel – wobei sich hier die Investitionen in jedem Fall ausbezahlen. 

Es wird in den Medien bemängelt, dass die älteren Spieler mehr Spielzeit erhalten (und die Spätgeborenen auf der Bank sitzen) und dadurch noch stärker werden, als die Spätgeborenen. Was unternimmt der FC Glarus dagegen?
Bis zu den D-Junioren sollen alle Junioren mindestens die Hälfte der Spielzeit eingesetzt werden. Der Leistungsgedanke soll keinen Einfluss auf die Aufstellung haben. Unsere Junioren-Trainer werden nicht an den Resultaten gemessen, sondern an der Entwicklung der Junioren. Unsere Trainer haben keinen Erfolgsdruck. Bis zu den E-Junioren kennen wir keine fixen Torhüter. Wir versuchen in jedem Spiel den Torhüter zu wechseln. Zudem gibt es auch bis zu den E-Junioren keine fixen Positionen. Jeder Junior soll auf sämtlichen Positionen eingesetzt werden und entsprechende Erfahrungen machen. Die Junioren des FC Glarus dürfen Fehler machen, ohne dass es Konsequenzen hat. Die Trainer versuchen den Junioren konstruktiv Varianten aufzuzeigen, wie man eine entsprechende Situation hätte lösen können.
Bei den C-Junioren ist der Altersunterschied fast am besten zu sehen. Dort ist es wichtig, dass auch während der Saison noch Test-Spiele stattfinden um allen Kaderspielern die nötige Einsatzzeit geben zu können. Sei dies in internen Spielen oder auch in Test-Spielen gegen andere Vereine.

Und wie sieht es effektiv bei den Teams des FC Glarus mit dem “relativen Alterseffekt” aus? Sind das nur leere Worthülsen, oder kann man dies auch in der Praxis aufzeigen? Im Sinne der Transparenz zeigen wir euch gerne, wie die Teams in der Saison 2019/2020 zusammengestellt waren:

F-Junioren:
Von den zehn Junioren des Team Tödi (1. Stärkeklasse) haben…
… 3 Junioren im Januar
… 1 Junior im April
… 2 Junioren im Mai
… 1 Junior im Juli
… 2 Junioren im August
… 1 Junior im September Geburtstag.
Hier ist anzumerken, dass wir erstaunlicherweise bei allen F-Junioren nur gerade 3 Junioren haben, welche im letzten Quartal geboren wurden.

E-Junioren:
Von den zehn Junioren im 1. Stärkeklasse-Team bei den E-Junioren haben…
… 1 Junior im Januar
… 3 Junioren im Februar
… 1 Junior im April
… 2 Junioren im Juli
… 2 Junioren im August
… 1 Junior im September Geburtstag
Hier ist anzumerken, dass der Junior mit Geburtsmonat April noch im F-Junioren-Alter ist und einer der “unterforderten” F-Junioren gewesen wäre.

D-Junioren:
Bei den D-Junioren sieht die Verteilung der zwölf Junioren im 1. Stärkeklasse-Team beinahe Lehrbuchmässig aus. Von den zwölf Junioren haben…
… 1 Junior im Januar
… 1 Junior im Februar
… 1 Junior im März
… 1 Junior im April
… 1 Junior im Mai
… 1 Junior im Juni
… 1 Junior im August
… 3 Junioren im September
… 1 Junior im November
… 1 Junior im Dezember Geburtstag.

C-Junioren:
Da wir nur eine C-Junioren-Mannschaft haben, wäre eine Gesamt-Betrachtung nicht Aussagekräftig, da alle Spieler im C-Junioren-Alter in einem Team spielen. Wir nahmen daher die Startelf des alles entscheidenden Spieles letzten Herbst um den Aufstieg in die Promotion-Liga. Von den elf Junioren haben…
… 1 Junior im Januar
… 1 Junior im Februar
… 1 Junior im April
… 1 Junior im Juni
… 2 Junioren im Juli
… 1 Junior im August
… 3 Junioren im September
… 1 Junior im November Geburtstag.