Am Sonntag 10. Mai 2020 hat das News-Portal www.20min.ch einen Bericht veröffentlicht, welcher von den Schwierigkeiten der Amateur-Fussball-Clubs handelt. Quintessenz dieses Artikels war: die meisten Amateur-Vereine werden vorerst nicht mit dem Trainingsbetrieb starten, da die Vorgaben des Schweizerischen Fussball Verbandes (SFV) und des Bundesamt für Sport (BASPO) ein Junioren-Training verunmöglichen. Da der FC Glarus also eher eine Ausnahme ist, haben wir beim Junioren-Obmann des FC Glarus, Manuel Lorente, nachgefragt und ihn mit den Aussagen des Artikels konfrontiert.

Hier der Bericht: https://www.20min.ch/story/vorgaben-verunmoeglichen-geregeltes-fussballtraining-589120302162

Im Bericht auf 20min.ch (Sonntag 10. Mai 2020) steht, dass  280’000 lizenzierte Fussballspieler in 1400 Fussballklubs ab Montag offiziell wieder trainieren dürfen. Doch ein Grossteil davon wird das trotzdem nicht tun können, weil viele kleine Fussballvereine darauf verzichten, Trainings durchzuführen. Dies geht aus einer Auflistung des Portals regiofussball.ch hervor. Von den 14 gelisteten Vereinen haben alle entschieden, vorerst nicht zu trainieren. Warum hat sich der FC Glarus anders entschieden?
Uns ist wichtig, dass wir den Junioren die Möglichkeit geben können sich zu bewegen und ihrem Hobby Fussball nachzugehen. Da die Vorgaben durchaus sehr streng sind (was ich auch für OK halte) forderte dies letzte Woche den gesamten Vorstand und alle Trainer. Wir haben letzte Woche viele Stunden damit verbracht die Trainings nach den Vorgaben des SFV und BASPO zu organisieren. Uns ist wichtig, dass wir den Junioren ein Training auch in diesen Zeiten anbieten können. Uns ist auch die Gesundheit aller Spieler und Trainer sehr wichtig. Daher halten wir uns strikt an die Vorgaben des SFV und des BASPO.

Wie dieser Liste zu entnehmen ist, ist meist die neue Weisung, wie die in Trainings einzuhalten sind der Grund dafür. «Die Vorgaben – Kleingruppen ohne Körperkontakt – verunmöglichten ein geregeltes Fussballtraining», heisst es etwa beim FC Meggen. Ist das so?
Nein. Das Fussballtraining sieht anders aus, als üblich. Dies ist klar aufgrund der Vorgaben. Torschuss, Passspiel, Ballführen, Koordination und Kondition sind aber Trainingsinhalte, welche weiterhin angeboten werden können. Wir haben dafür unsere Trainer letzte Woche extra per Video-Konferenz geschult. Die Trainer sind natürlich in dieser Form besonders gefordert. Es braucht eine gewisse Kreativität der Trainer. Wir haben aber auch die Trainings auf eine Stunde verkürzt. Zudem werden die meisten Junioren nur einmal pro Woche trainieren.

Auch beim FC Willisau ruht der Ball. Dort aus folgendem Grund: «Es wäre ein Ding der Unmöglichkeit, den Trainingsbetrieb für alle Teams und Spieler sicherzustellen.» Denn man müsste eine Selektion vornehmen, welche Teams und welche Spieler überhaupt trainieren dürften, «was zwangsläufig zu einer Ungleichbehandlung führen würde». Musste eine Selektion vorgenommen werden?
Aufgrund der Vorgaben mussten die Teams aufgeteilt werden. So hätten normalerweise am Donnerstag zwischen 18.00 Uhr und 18.30 Uhr rund 70 G-Junioren und F-Junioren gemeinsam auf dem Gründli trainiert. Daher trainieren nun die F-Junioren jeweils nur am Montag und die G-Junioren nur am Donnerstag. Die F-Junioren wurden am Montag wiederum in zwei 16er Blöcke eingeteilt. Der erste Block trainiert von 17.30 Uhr bis 18.15 Uhr und der zweite Block von 18.30 Uhr bis 19.30 Uhr. Dasselbe machten wir auch bei den G-Junioren. So bildeten wir für sämtliche Teams Kleingruppen, da ja gemäss der Weisung des SFV und des BASPO jeweils maximal 20 Personen auf dem Platz stehen dürfen. Jeder Junior wurde persönlich informiert, wann sein Training stattfinden wird. Auch bei den anderen Teams mussten die Kleingruppen gebildet werden und alle Teams mussten zwei “Blöcke” bilden. Da wir normalerweise ab den F-Junioren mit allen Teams zwei Mal pro Woche trainieren und jeweils maximal zwei Teams gleichzeitig auf einem Platz stehen, war dies für uns machbar. So trainieren bei allen Teams die Spieler, welche zum “Block 1* zugeteilt wurden am ersten Trainingstag der Woche und die Spieler, welche zum “Block 2” zugeteilt wurden am zweiten Trainingstag der Woche. Die Trainer waren natürlich durch diesen Umstand auch sehr stark gefordert, da sie jeden Spieler einzeln informieren mussten. Eine Ungleichbehandlung kann ich beim besten Willen nicht feststellen, da jeder Junior das Training besuchen darf und auch persönlich eingeladen wurde. Wir haben die Einteilungen so gemacht, dass es zu keinen Ungleichbehandlungen kommt, das war uns ebenfalls sehr wichtig.

Sogar die grossen Klubs führen keine Trainings durch: Der FC Luzern macht im Nachwuchs vorläufig bis Ende Mai keine Trainings. «Für uns stimmen aktuell der Aufwand, der Ertrag und die Verantwortung mit den vorgegebenen Auflagen nicht überein», teilte der FCL seinen Junioren und deren Eltern mit. Ein Trainingsbetrieb «in Kleingruppen und ohne Körperkontakt» sei kaum möglich. Ist ein Trainingsbetrieb unter diesen Umständen kaum möglich?
Dies muss ich klar verneinen. Es ist klar, dass die Trainer besonders gefordert sind ein abwechslungsreiches Training innerhalb der Vorgaben zu gestalten. Wir haben aber überall ausgebildete Fussball-Trainer, welche in der letzten Woche auch wieder aufgezeigt haben, dass man sich zu 100% auf sie verlassen kann und welche Qualitäten in unseren Trainern steckt. Alle Trainer haben die Herausforderung mit Freude angenommen. Es ist klar, dass wir nicht “Mätchlen” dürfen. Dies ist natürlich in jedem normalen Training der Themen-Schwerpunkt. Dies fällt nun komplett weg. Daher haben wir auch die Trainingszeiten verkürzt. Ich bin extrem stolz auf meine Junioren-Trainer, wie sie den Entscheid des Vorstandes letzte Woche aufgenommen haben und welchen Enthusiasmus sie verbreiteten. Alle Trainer begrüssten den Entscheid des Vorstandes und haben letzte Woche viel Zeit in die Umsetzung der Vorgaben investiert.

Und beim SC Kriens sagt Sportchef Bruno Galliker: «Unter diesen Bedingungen macht es keinen Sinn.» Macht Fussball-Training unter diesen Umständen keinen Sinn?
Auch hier muss ich als Antwort ein klares Nein geben. Die Junioren spielen mit Herzblut Fussball. Wir haben ausschliesslich positive Signale der Eltern erhalten, als wir ihnen mitteilten, dass wir ab heute Montag 11. Mai 2020 wieder mit dem Trainingsbetrieb starten werden. Wie bereits gesagt, können wir ohne Probleme Torschuss, Passspiel, Ballführen, Koordination und Kondition trainieren. Ein sehr grosser Vorteil der Vorgaben ist, dass in Kleingruppen trainiert werden muss (4 Spieler und 1 Trainer). So können wir die Junioren in dieser Zeit sehr individuell fördern. Man muss aus jeder Situation das Beste machen.

Der FC Wilisau ist der Meinung, dass diese strengen Auflagen für einen Fussballverein wenig interessant sind. Der Aufwand solche Schutzkonzepte zu erarbeiten und Trainings in diesem Sinne durchzuführen steht in keinem Verhältnis des zu erwartenden Nutzens. Wie siehst Du dies?
Der Aufwand, welchen wir letzte Woche betrieben haben, war enorm gross. Viele ehrenamtliche Vereinsmitglieder haben letzte Woche viele Stunden damit verbracht die Schutzkonzepte auf unsere Gegebenheiten im Buchholz und Gründli zu adaptieren. Wenn ich aber ab heute die lachenden Gesichter der Junioren während dem Training sehe, dann ist dies Lohn genug für diese Arbeit. Und ich weiss, dass alle Trainer beim FC Glarus gleich denken. 

Möchtest du zum Schluss noch etwas sagen?
Ja, ich möchte mich an dieser Stelle nochmals bei allen Trainern des FC Glarus bedanken. Die Arbeit, welche sie teilweise schon seit Jahren, ja Jahrzehnten, verrichten, ist unbezahlbar und schlichtweg Weltklasse. Wir haben aktuell einen sehr guten “Drive” im Trainerteam, in der Junioren-Abteilung und im gesamten Verein. Dies hat man auch letzte Woche wieder gespürt, als jeder Trainer mehrere Stunden investieren musste, um die Vorgaben auf sein Training zu adaptieren. Ich bin unheimlich stolz der Junioren-Obmann dieser coolen Truppe zu sein. 

Zur Information: Das sind die Vorgaben des SFV und des BASPO:

Sieben Seiten lang ist das Schutzkonzept des Schweizerisches Fussballverbands. Akribisch wird dort beschrieben, welche Regeln eingehalten sein müssen, damit Trainings durchgeführt werden dürfen ab 11. Mai. Hier einige dieser Regeln, das ganze Schutzkonzept finden Sie hier.

• Trainings nur in Kleingruppen und ohne jeglichen Körperkontakt. Maximale Gruppengrösse: fünf Personen.
• Social Distancing muss eingehalten werden.
• Umziehen vor Ort ist verboten, man muss in Trainingskleidern erscheinen. Duschen vor Ort: verboten.
• Nach jeder Benutzung Reinigung/Desinfektion des benutzten Trainingsmaterials (mobile Tore, Hütchen, etc.)