Im vergangenen Herbst (2019) feierte der Ostschweizer Fussball Verband (OFV) sein 75-jähriges Bestehen.

Zu diesem Anlass veröffentlichte der OFV ein Buch mit Informationen zur Geschichte und sämtlichen Vereinen. 19 Persönlichkeiten aus 75 Jahren Verbands-Geschichte wurden auf einer Doppelseite gewürdigt. Einer dieser 19 Persönlichkeiten war Ernst Schläpfer (Schiedsrichter und Ehrenmitglied des FC Glarus). Diesen spannenden Bericht möchten wir euch nicht vorenthalten.

Die Ehefrau auf dem Verbandssekretariat kennengelernt
Nur ernst, wie es sein Vorname eigentlich vermuten lässt, ging es bei Ernst Schläpfers langjährigem Funktionärs-Engagement nicht immer her und zu. Wenn es an der Zeit war die geselligen Stunden zu geniessen, war Ernst immer gerne dabei.

Menschen überzeugen und gewinnen
Als Ernst Schläpfer vor 14 Jahren an der Schiedsrichtertagung in Wildhaus seinen Rücktritt als Präsident der OFV-Schiedsrichterkommission bekanntgab, war es der Appenzeller Karl Strässle, einstiger Spitzenschiedsrichter, der in seiner Laudatio den Scheidenden treffend charakterisierte: “Ernst hat diesen Job wirklich gelebt und mit seiner loyalen, aber zielstrebigen Art praktisch jeden Typ Menschen ansprechen, überzeugen und gewinnen können”. Und weiter: “Es entspricht auch seinem Charakter, dass er seine Nachfolge von langer Hand und äusserst seriös plante”. 27 Jahre zuvor war der Appenzeller, der im Glarnerland aufgewachsen ist und heute in Grabs lebt, ins Schiedsrichtermetier eingestiegen. Seine Anfänge gleichen jenen vieler Unparteiischer. “Ich begann als Junior beim FC Glarus und schaffte es als Torhüter bei meinem Stammverein und beim FC Rüti GL immerhin in die 4. Liga”.

Mit 35 erstes 1. Liga Aufgebot
Weil der Schiedsrichtermangel schon in den 1970er Jahren ein ständiges Thema war, stieg Ernst Schläpfer in dieses Metier ein. Innert acht Jahren gelang ihm der Sprung in die 2. Liga – damals noch die vierthöchste Spielklasse, da es die 2. Liga Interregional und die Promotion-Liga noch nicht gab. Was er, eigenen Angaben zufolge, als Spieler nie erreicht hätte, war ihm in seiner Laufbahn als Unparteiischer vergönnt. 1989 flatterte erstmals ein Aufgebot für die 1. Liga ins Haus. Als seine persönlichen Highlights bezeichnet er den Liechtensteiner Cupfinal zwischen dem FC Balzers und der USV Eschen/Mauren (1989), sowie das 2./1. Liga-Aufstiegsspiel Derendingen gegen Bassecourt im selben Jahr. “Ich bin ein Vereins- und Verbandsmensch und daher war es für mich nur logisch, dass ich mich auch auf Verbandsebene für die Schiedsrichterzunft einbringe”. Dieses Versprechen löste er nicht etwa im gesetzten Alter ein, sondern übernahm bereits mit 26 das Präsidentenamt der Schiedsrichtergruppe des Kantons Glarus. Als Kassier und Vizepräsident bekleidete er weitere Chargen beim Ostschweizer Schiedsrichterverband.

Karriere beim Verband nahm Fahrt auf
Seine Karriere als Funktionär beim Ostschweizer Fussballverband kam als Schiedsrichter-Instruktor und – Inspizient ab 1987 ins Rollen. Bevor Ernst Schläpfer 1996 die Nachfolge des Liechtensteiners Oswald Gritsch als Präsident der Schiedsrichterkommission (SK) antrat, war er Mitarbeiter im Ressort Weiterbildung, Sekretär sowie Chef des Ressorts Inspektionen – alles innerhalb der SK. Sein Nachfolger war dann 2005 Jürg Fritsch, mit dem er innerhalb der Kommissionen lange Jahre zusammenarbeitete und mit dem er noch heute freundschaftliche Bande pflegt. Das verdienstvolle Wirken Ernst Schläpfers rund um den Fussballsport ist gleich mit vier Ehrenmitgliedschaften gewürdigt worden: Schiedsrichtergruppe des Kantons Glarus (1988); Ostschweizer Schiedsrichterverband (1997); FC Glarus (2004); Ostschweizer Fussballverband (2005).

Zurück ins Jahr 2005 und zu seinem Rücktritt als Präsident der SK. In seinen Abschiedsworten kam Ernst Schläpfer auf jene Projekte zu sprechen, die er mit seinem Team realisieren konnte. Die Wichtigsten sind: Der Leitfaden für Schiedsrichter, Funktionäre und Vereine rund um das Schiedsrichterwesen.; das Talentförderungskonzept; die Neugestaltung der Schiedsrichter-Grundausbildung; die Einführung des automatischen Schiedsrichter-Aufgebots NIS; die Schaffung einer 100-Prozent-Stelle für das Schiedsrichterwesen beim OFV sowie neue Strukturen innerhalb der Schiedsrichterkommission.

Dem Fussball immer noch verbunden
Ernst Schläpfer, der mit Margrit, der Cousine von Karl Strässle, verheiratet ist, die er kennenlernte, als sie Mitarbeiterin auf dem OFV-Sekretariat war, wohnt in Grabs. Er arbeitete – bis zu seiner Pensionierung im April 2019 – als Leiter Finanz- und Rechnungswesen im Johanneum in Neu St. Johann. Auf seinen Fahrten zu seinem Arbeitsplatz ist er jeweils durch Wildhaus gefahren. Irgendwann muss ihm da die Idee gekommen sein, die Schiedsrichter-Instruktoren- und Inspizienten-Tagung im Tagungshotel Stump’s Alpenrose in Wildhaus durchzuführen. Dieses zweitägige Seminar, das übrigens heute noch jedes Jahr stattfindet, war für Ernst Schläpfer immer ein sehr wichtiger Anlass, denn es diente nebst der Ausbildung auch dem Gedankenaustausch, der Kameradschaft und dem Zusammenhalt innerhalb des Instruktoren- und Inspizienten-Kaders. Ganz vom Fussball lassen kann Ernst Schläpfer auch heute noch nicht. Er ist nach wie vor als Inspizient unterwegs und coacht die Schiedsrichter während rund 25 Wochenenden im Jahr. “Der Fussball ist schneller geworden, die heutigen Schiedsrichter müssen physisch topfit sein. Wer diese Voraussetzungen mitbringt, bei dem stimmt es auch im Kopf, denn die geistige Frische ist genauso wichtig”, erklärt Ernst Schläpfer, bei dem im Gespräch zu spüren war, dass er den vor mehr als vier Jahrzehnten eingeschlagenen Weg jederzeit wieder beschreiten würde.

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